Nina Hagen zog früher mit Skandalen die Aufmerksamkeit auf sich, heute schafft sie das mühelos mit der Wahrheit.

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In dieser Woche sprechen viele Stars Wahrheiten aus, auch wenn diese unangenehm sind. Der "Prominente Platz" bietet wie immer einen Überblick.

Nina Hagen, Angela Merkels Zapfenstreich und ein verurteilter Sexualstraftäter

In Angela Merkel versteckt sich ein Punk. Zumindest ein bisschen: Die scheidende Bundeskanzlerin mag mindestens einen Song der deutschen Punk-Ikone Nina Hagen. "Du hast den Farbfilm vergessen" ist eines der drei Lieder, die sich die Politikerin für ihren Zapfenstreich gewünscht hat. Die Auswahl überraschte Hagen. Wie sie auf ihrer Facebook-Seite schreibt, hielt sie die Nachricht zunächst für falsch.

Doch die Entscheidung Merkels schockierte Hagen nicht wegen des Kontrasts zwischen der seriösen Ausstrahlung der Politikerin und der bräsigen Punkigkeit des Liedes. "Das ist ein Song mit Text von Kurt Demmler, und dass jedoch der Kurt Demmler ein DDR-'Staatsdichter' mit Sonderprivilegien war, und später ein wegen systematischem Kindesmissbrauchs verurteilter Sexualstraftäter, der im Gefängnis Selbstmord beging, wird ihr hoffentlich bekannt sein", schreibt Hagen über die Entscheidung Merkels.

Ob die CDU-Politikerin, die in der DDR aufwuchs, tatsächlich von der Vergangenheit des Songschreibers weiß, ist nicht bekannt. Hagen hat jedenfalls recht, was seine Vergehen betrifft. Demmler wurde 2002 wegen Kindesmissbrauchs zunächst zu einer Geldstrafe verurteilt. Bevor eine weitere Anklage über hunderte Übergriffe an Kindern abgeschlossen werden konnte, beging Demmler in seiner Gefängniszelle Suizid.

Statt dieses Faktum totzuschweigen, macht Hagen es öffentlich. Sie will, dass Fans des Songs die Zusammenhänge kennen. "Sich vor der Wahrheit zu verstecken, wäre feige, sowas ist mir ein Greuel", schreibt Hagen. Und das ist die wahre Überraschung der Geschichte um Merkel, Hagen und den Gassenhauer: dass schonungslose Offenheit einen klaren Weg zeigt durch die oft undurchsichtige Diskussion um die Trennung von Werk und Autor.

Lindsay Lohan ist verlobt

Weil die nächste Nachricht auch eher ernst ist, eine kurze, romantische Unterbrechung. Lindsay Lohan, ehemaliger Kinderstar, der zuletzt vor allem mit Drogenkrisen in den Schlagzeilen war, ist verliebt und verlobt und der Logik folgend sicher auch bald verheiratet. Wie die Schauspielerin und Sängerin auf ihrer Instagram-Seite mitteilte, hat sie sich mit ihrem Freund Bader Shammas verlobt.

Gute Nachrichten gibt es für Lohan auch auf professioneller Seite. Sie feiert ein Film-Comeback. Ende 2022 soll sie in einem Netflix-Weihnachtsfilm neben Chord Overstreet die Hauptrolle spielen. Privates Glück, berufliches Comeback: 2021 ist für Lohan alles andere als ein Krisenjahr.

Sandra Bullock spricht über ihr Leben als Mutter zweier schwarzer Kinder

Jemand, der selten negative Schlagzeilen machte, ist Sandra Bullock. Der größte Skandal im Privatleben der Schauspielerin kochte ausgerechnet nach ihrem Oscar-Gewinn hoch. Ihr damaliger Lebensgefährte Jessie James hatte sie mit mehreren Frauen betrogen.

Jahre später ist James längst in der Versenkung verschwunden, die allen Hinterhältigen blühen sollte. Bullock hingegen hat privat ihr Glück gefunden. In "Red Table Talk" erzählt die Schauspielerin über ihre beiden Kinder. Bullock adoptierte vor Jahren den Buben Louis und das Mädchen Laila. Den Adoptionsprozess beschreibt sie als schwierig. "Ich war zur Hälfte fertig und habe gesagt: 'Ich kann das nicht.'" Ihr seien schwierige und private Fragen gestellt worden. Sie habe an ihrer Qualität als Elternteil gezweifelt. Bullock ruft aber Adoptiveltern auf, nicht aufzugeben. Denn da draußen sei eine Seele, für die man als Elternteil vorgesehen ist. "Und diese Seele verdient es, dass man diese Fragen beantwortet", sagt Bullock.

Dass Bullocks Kinder schwarz sind, spielt eine Rolle in der Erziehung. Bereits in der Vergangenheit hatte Bullock in Interviews darüber erzählt, dass sie versucht, offen mit ihren Kindern über Rassismus zu sprechen, auch wenn das Thema oft unbequem sei. "Es ist mir egal, ob es sie ängstigt, weil es mein Job ist, sie wissen zu lassen, dass außerhalb dieser sicheren Wände die Dinge anders sind", sagte Bullock. "Aber sie wissen, dass sie in meinem Haus sicher sind."

Bullocks Aussagen zeigen, dass mehrere Dinge zugleich wahr sein können. Eine Adoption kann herausfordernd und trotzdem jede Mühe wert sein. Ein Thema kann unangenehm, aber überlebensnotwendig sein. Mutterschaft bedeutet wohl, all das zu wissen und diese Gegensätze doch so zu drehen, dass für die eigenen Kinder die schönen Seiten überwiegen.

Dakota Johnson hat Olivia Colman nach einer Party tätowiert

Es gibt leider keine gute Überleitung von der Liebe einer Mutter zum nächsten Thema. Also machen wir es kurz und schmerzlos: Oscar-Gewinnerin Olivia Colman hat sich nach einer Party spontan von Filmpartnerin Dakota Johnson tätowieren lassen. Beide Frauen spielen in Maggie Gyllenhaals Film "The Lost Daughter" mit.

Unbekannt ist, was für ein Motiv die Schauspielerin und Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson per Stick-and-Poke-Verfahren auf Colmans Haut verewigt hat. Offen ist auch, warum Colman sich für diese permanente Erinnerung an einen Partyabend entschieden hat.

Statt einer "Dieser Vogel steht für meine Liebe für Vogerlsalat, und diese kleine Stufe für meine Lieblingsbiermarke"-Erklärung, die man oft für Tattoo-Entscheidungen hört, ist Colman erfrischend ehrlich. "Vielleicht war es, dass ich komplett verführt von dieser herrlichen Person war und wollte, dass sie glaubt, dass ich cool bin", sagte Colman in Richtung Johnson. "Oder es war vielleicht meine Midlife-Crisis."

Lenny Kravitz gratuliert seiner Tochter Zoe zum Geburtstag

Nachdem wir von Elternschaft und Coolness gesprochen haben, ist das abschließende Thema dieser Woche eigentlich klar: Lenny Kravitz gratuliert seiner Tochter Zoe zum Geburtstag. Auf Instagram teilt der Musiker ein Bild von sich mit seiner damals noch sehr kleinen Tochter. Die beiden bauen gemeinsam eine Sandburg. "So viel mehr Schlösser, die wir gemeinsam bauen können. Ich liebe dich unendlich", schreibt Kravitz dazu.

Seine Kinder zu lieben und das auch öffentlich in einem gefühlvollen Posting zu schreiben: Wenn jemand, der so viel Coolness wie Kravitz ausstrahlt, so etwas macht, ist eigentlich im Umkehrschluss jeder uncool, der nicht offen über seine schönen Gefühle spricht. Dann ist das auch mal geklärt. (Ana Grujić, 4.12.2021)