Einmal die Erdanziehung außer Kraft setzen und wie Neo im Film Matrix über eine Hausfassade spazieren – das machen Recyclingarbeiten auf einer Baustelle in Paris schon bald möglich. Zwar bleibt zukünftigen Mitarbeiterinnen und Besuchern des ehemaligen Peugeot-Citroën-Hauptsitzes die Überwindung der Schwerelosigkeit versagt; über die Granitsteine der früheren Fassade können sie trotzdem schlendern.

Anstatt das Gebäude mit Blick auf den Arc de Triomphe in Paris abzureißen,
recycelten Handwerker Granitsteine der früheren Fassade und arbeiteten sie in die Bodenplatten ein. Die Planung hat das Vorarlberger Büro Baumschlager Eberle übernommen.
Rendering: Baumschlager Eberle Architekten

Denn anstatt das Gebäude mit einer Nutzfläche von 35.000 Quadratmetern einfach abzureißen – dagegen intervenierte nicht zuletzt die Stadt Paris –, hat sich der französische Entwickler Gecina dazu entschieden, nachhaltig zu sanieren und abgetragenes Material teilweise wiederzuverwenden. Darunter die Granitsteine des Originalbaus.

Fensterkästen aus Bronze

Mit dem neuen Entwurf wurde das Vorarlberger Büro Baumschlager Eberle Architekten (BEA) beauftragt. Für das Bürogebäude nahe dem Arc de Triomphe haben sich die Planer an der bestehenden Struktur bedient. Die spätmoderne Architektur vom Büro Sainsaulieu sollte erhalten bleiben, ebenso die 110 Meter lange Fassade. "Die Fassade macht unser Konzept sichtbar. Es geht um die sensible und markante Neuinterpretation der ursprünglichen Struktur", sagt Anne Speicher, Geschäftsleiterin bei BEA in Paris.

Rendering: Baumschlager Eberle Architekten

Konkret blieb die Tragstruktur stehen, die technisch auf den neuesten Stand gebracht wurde. Auskragende Fensterkästen aus Bronze sollten zudem für optische Abwechslung und einen positiven thermischen Effekt sorgen. Geplant ist außerdem, öffentliche Gärten in den Innenhöfen anzulegen und das Dach zu begrünen. Die Inneneinrichtung ist von wenigen Materialien wie Beton, Holz und Bronze sowie verschiedenen Metalldecken geprägt. Das Gebäude soll 2022 eröffnet werden. (Julia Beirer, 10.12.2021)