Unicef hat im März 2021 mitgeholfen, dass die ersten Corona-Impfdosen in den Sudan geliefert wurden.

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Angelina Jolie, David Beckham, die beiden Fußballvereine FC Barcelona und Manchester United, Cate Blanchett, Lionel Messi, in Österreich unter anderem Thomas Brezina: Das ist nur ein kurzer Auszug aus der langen Liste an Prominenten, die sich für Unicef einsetzen. Sie alle helfen mit, das hellblaue Logo des UN-Kinderhilfswerks weltweit hochzuhalten: eine Mutter, die ihr Kind hochhält, im Hintergrund die Weltkugel, und alles umrahmt von zwei Olivenzweigen. Vor genau 75 Jahren, am 11. Dezember 1946, war der United Nations International Children’s Emergency Fund gegründet worden, ehe er 1953 in United Nations Children’s Fund (Unicef) umbenannt und zu einer ständigen Organisation der Vereinten Nationen wurde.

Ausschlaggebend für die Gründung dieser Organisation waren die Folgen des Zweiten Weltkriegs. Es sollte einen konkreten Ansprechpartner geben, um den Kindern in Europa zu helfen, denn die Not war enorm. Im Winter 1946/1947 mussten rund 20 Millionen Kinder auf dem Kontinent Hunger und Kälte leiden und hatten kein Zuhause.

Durch die erfolgreiche Hilfe von Unicef und den Wirtschaftsboom in Europa in den 1950er-Jahren änderte sich der Fokus des Kinderhilfswerks. Seitdem will es weltweit Kindern und Müttern in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Bildung oder Familienplanung helfen. Auch tritt es für die 1989 verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention ein, die unter anderem das Recht auf Gleichbehandlung, Gesundheit, einen Namen und eine Staatszugehörigkeit festschreibt.

Seit 1962 in Österreich aktiv

Mittlerweile ist Unicef, das seinen Hauptsitz in New York hat, mit seinen etwa 12.000 Mitarbeitern in mehr als 190 Ländern aktiv, und das aufgrund des Hilfsbedarfs vor allem in Entwicklungsländern. 80 Prozent des Personals arbeiten in Krisenregionen. 1962 wurde das Österreich-Büro gegründet, 1965 erhielt das UN-Organ den Friedensnobelpreis.

Finanziert wird die Arbeit durch freiwillige Beiträge der UN-Mitgliedsstaaten und Spenden von öffentlichen und privaten Gebern. Es gibt also wie bei anderen Hilfsorganisationen auch kein fixes Budget, sondern um die Gelder muss regelmäßig verhandelt werden. Hilfreich sind dabei besagte berühmte Unicef-Botschafter. Weniger hilfreich sind dabei Skandale, die es in der Geschichte von Unicef auch gab.

Spenden verschwendet

2008 etwa wurde der deutsche Ableger von Unicef von einem Finanzskandal gebeutelt. Millionen an Spenden sollen verschwendet worden sein, unter anderem durch überhöhte Honorare und Provisionen an externe Spendenwerber. Selbst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich zu Wort und forderte eine rasche Aufklärung. Die Folge: Alle Vorstandsmitglieder traten zurück, Unicef Deutschland verlor zehntausende Fördermitglieder. Ein neuer Vorstand trat an, um aufzuräumen und gleichzeitig wieder Vertrauen zurückzugewinnen. Und es gelang. Man zeigt sich seitdem transparent und skandalbefreit.

Ähnliches ereignete sich dann 2018 in Griechenland. Der Landesorganisation wurde vorgeworfen, Spendengelder für Flüchtlinge veruntreut zu haben. Als Konsequenz daraus wurde das Unicef-Regionalbüro für Europa mit der Versorgung von Flüchtlingskindern in Griechenland betraut.

Missbrauch durch Mitarbeiter

Ab demselben Jahr wurden auch immer wieder Mitarbeitern von verschiedenen Hilfsorganisationen Sexualstraftaten gegen von ihnen abhängige Frauen vorgeworfen. Dabei ging es vor allem um Oxfam, aber auch Unicef war betroffen. Das war ein schwerer Schlag für die humanitären Organisationen, die doch so abhängig sind von ihrem guten Ruf und dem Vertrauen der Spender. Es sollte ein Weckruf sein. Schon früher, aber dann erst recht wurden Forderungen nach mehr Transparenz und gründlicherer Überprüfung der Mitarbeiter laut.

Denn dass Hilfsorganisationen wie Unicef dringend gebraucht werden, verdeutlicht derzeit die Corona-Pandemie, durch die weltweit zusätzlich 100 Millionen Kinder in Armut gestürzt wurden. Mehr denn je sollte das gelten, was Unicef, die vielleicht bekannteste UN-Organisation, seit 2016 in seinem Logo integriert hat: "für jedes Kind". (Kim Son Hoang, 11.12.2021)