"God of War: Ragnarök" wird wohl nur einer von vielen Highlight-Titeln 2022. Auf Überraschungen darf man ohnehin immer hoffen.

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Es wäre leicht auf das kommende Gaming-Jahr zu schimpfen. Nach halbfertigen Spielen, sexuellen Übergriffen und unzähligen Verschiebungen im vergangenen Jahr könnte man davon ausgehen, dass sich die nicht mehr ganz so junge Branche ein paar Schiefer eingezogen hat, die nicht in zwölf Monaten zur Gänze verheilen.

Aber wollen wir zu Beginn des neuen Jahres die negativen Gedanken abschütteln und den Gaming-Studios mit froher Hoffnung entgegen treten. In der Theorie gibt es einige Dinge, auf die man sich als Gamer jetzt schon freuen sollte.

Spiele werden künftig fertig

Viel wurde bereits Ende 2020 über das unfertige Cyberpunk 2077 geschimpft, das in diesem Jahr vor allem durch das fehlende Nachliefern einer Next-Gen-Version gerümpfte Nasen provozierte. Viele Publisher haben aber offenbar ihre Lehren aus dem Shitstorm gezogen und ihre Spiele lieber verschoben, als sie unvollständig auf den Markt zu entlassen. Wohl auch der weiteren Verpflichtung geschuldet, die alten Konsolen weiterhin zu unterstützen, darf man deshalb 2022 einem vollen Kalender entgegenfiebern – mit Spielen, auf die man sich bereits 2021 gefreut hat.

Gute Beispiele wären etwa Horizon: Forbidden West, Vampire: The Masquerade – Swansong, Rainbow Six Extraction oder auch Dying Light 2, die allesamt bereits fix für 2022 eingeplant sind. Firmen wie Electronic Arts (Battlefield 2042), Konami (eFootball 2022) oder Rockstar (Grand Theft Auto: The Trilogy) dürfen im kommenden Jahr dieses Fertigstellen von Spielen noch üben.

PlayStation

NFTs kommen (noch) nicht

Nachdem sich der französische Spielepublisher Ubisoft vor ein paar Wochen mit seinen Plänen zu Non-Fungible-Tokens (NFTs) eine blutige Nase bei der Community geholt hat, werden wohl auch EA und Square Enix, die ebenfalls bereits Interesse an der Blockchain-Technologie geäußert haben, ihre Pläne noch einmal überdenken. Noch gibt es keine überzeugenden Argumente, dass Spieler diesen neuen Trend benötigen, der aktuell wohl eher als neue Geldquelle für große Publisher gedacht ist.

Im Gegensatz zu Microtransactions und Loot Boxen, die noch immer von vielen Spielern stark genutzt werden, wurde der Aufschrei diesmal schon vor dem ersten Hype losgelassen und zwingt so Ubisoft und Co. dazu, sich bei künftigen Präsentationen vorab zu überlegen, wie man die Spieler ins Boot holen will. Wenn man sich allerdings ansieht, wie erfolgreich digitale Verkäufe in Videospielen sind, dann wird sich die Industrie wohl nicht von der NFT-Idee frühzeitig verabschieden.

Streaming und Abo

Obwohl sich ein klarer Trend in Richtung Streaming abzeichnet, wird das flächendeckend wohl noch länger keine sinnvolle Alternative für viele Spieler sein. Dennoch ist diese Unabhängigkeit von einer Plattform gerade in Zeiten der Chipknappheit attraktiv und Microsoft hat diesen Weg in den letzten Jahren konsequent verfolgt und breitet sich so erfolgreich in diesem Segment aus. Nun liegt es an Sony, zumindest im Konsolenbereich, hier eine Alternative anzubieten. God of War vier Jahre nach dem Release auch für den PC anzubieten ist hier noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Gerüchte um einen Playstation "Game Pass" verdichten sich – die Ankäufe einzelner Studios in den letzten Monaten verstärkt diesen Verdacht.

In jedem Fall wäre hier ein Gegengewicht zu Microsoft wünschenswert, bevor der US-Konzern den halben Entwickler-Markt aufgekauft hat. Konkurrenz belebt ja bekanntermaßen das Geschäft. Google wird ja offenbar hier keine große Rolle mehr spielen – wie der Weg von Amazon weitergeht muss beobachtet werden. Mit Lost Ark, das im Februar 2022 erscheint, und weiteren Kooperation mit anderen Publishern, scheint uns dieser Player am Markt erhalten zu bleiben.

Ach ja, auch Netflix hat ihren Gaming-Dienst gestartet und so darf man gespannt sein, ob die App auch irgendwann mit größeren oder zumindest bekannteren Titeln gefüllt wird. Bisher ist das Angebot noch sehr überschaubar.

Gute Aussichten

Unabhängig von den verschobenen Spielen und unzähligen Remakes von alten Titeln, warten auch zahlreiche neue Titel 2022 auf die Spieler, bei denen eigentlich wenig schief gehen sollte. Elden Ring erscheint ja tatsächlich schon im Februar, Titel wie God of War: Ragnarök oder Starfield wurden von den Herstellern mehr oder weniger für dieses Jahr bestätigt. Große Fragezeichen stehen sicher noch hinter der Fortsetzung zu Zelda: Breath of the Wild oder auch einem möglichen Reboot der Splinter-Cell-Reihe.

Wer nicht nur die großen Titel spielt, sondern auch gerne im Indie-Teich fischt, der sollte wohl ebenfalls nicht leer ausgehen. Egal ob die Simulation Two Point Campus, das Action-Game Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge oder auch die Fortsetzung von Kerbal Space Program – der Nachschub an potenziell spannenden Games wird 2022 kaum abreißen.

VR und Mut

Die Gaming-Industrie ist zunehmend unberechenbar geworden. Dauerbrenner wie Fortnite oder Apex Legends erscheinen überraschend, Indie-Games wie Kena oder It Takes Two stehen großen Produktionen in vielen Punkten in nichts mehr nach und überflügeln sie stellenweise sogar. Generell wird man sich ansehen müssen, wie gut oder schlecht sich die Mega-Produktionen wie Assassin’s Creed oder Battlefield in diesem neuen Markt machen werden. Die Konkurrenz wächst in jedem Fall – gut für den Spieler.

Foto: Gamefront.de

Neben dem kommerziell erfolgreichsten Spiel 2021, dem chinesischen Free-2-Play-Titel Genjin Impact, könnte der Kuchen für die etablierten Big Player zunehmend kleiner werden. Ein guter Zeitpunkt nicht in Panik zu verfallen, sondern mit innovativen Konzepten die Spieler zurückgewinnen.

In den deutschen Amazon-Gaming-Verkaufscharts sind vier der ersten fünf Spiele für die Nintendo Switch erschienen. Eine Konsole, die offenbar auch ohne Call of Duty oder einem aufpolierten FIFA auskommt. Gut, Nintendo spielte immer in einer eigenen Liga, aber vielleicht könnte man sich hier punktuell inspirieren lassen, wie man Spieler auch 2022 gut erreichen kann.

Foto: Sony

Playstation VR ist weiterhin ein Trend – in diesem Jahr hat Sony die zehn Millionen Marke in Sachen Hardware überschritten und es erscheinen laufend Spiele. Die Controller zur möglichen Fortsetzung hat der japanische Spielehersteller bereits präsentiert – nun könnte man mit der restlichen Hardware nachziehen, speziell weil mit der Ankündigung des Metaverse von Mark Zuckerberg, der Hype um das Thema in jedem Fall wachsen wird. (Alexander Amon, 1.1.2022)