Teile der Uni-Budgets sind an die Prüfungsaktivität der Studierenden gekoppelt.

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Am Montag hat der neue Wissenschaftsminister Martin Polaschek die Uni-Budgets für die Jahre 2022 bis 2024 präsentiert. In sogenannten Leistungsvereinbarungen wurde mit jeder der 22 öffentlichen Universitäten paktiert, wofür sie in den kommenden drei Jahren wie viel Geld bekommen. Zusammengenommen erhalten die Unis für diese Periode 12,3 Milliarden Euro, das entspricht – nominal gerechnet – einem Plus von 12,5 Prozent gegenüber der auslaufenden Dreijahresperiode. Über die Schwerpunkte des neuen Budgets hat DER STANDARD bereits berichtet.

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Die Reaktionen aus der hochschulpolitischen Landschaft ließen am Dienstag nicht lange auf sich warten. Recht harsche Kritik kam von der Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko) Sabine Seidler, also der Interessenvertreterin von Rektorinnen und Rektoren. In deren Kreis befand sich auch Minister Polaschek, der an der Spitze der Uni Graz stand, bevor er von der ÖVP in die Regierung befördert wurde.

Seidler erklärt nun jedenfalls, dass die Budgetsteigerung durch Inflation, höhere Personalkosten sowie die "massiven Zusatzbelastungen im Corona-Management" wieder aufgefressen würde. "Das erklärte Ziel, die heimischen Universitäten bei der Finanzierung an internationale Standards heranzuführen, ist dadurch nahezu unmöglich", urteilt die Uniko-Chefin. Für innovative Unis und Forschung auf internationalem Topniveau brauche es "langfristig ein Budget, das weit über die Absicherung des Status quo hinausreicht".

ÖH fordert Fokus auf Qualität der Lehre

Die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) moniert, dass die Unis "von einer Ausfinanzierung noch weit entfernt" seien. Das "leistungsorientierte System" – also etwa die Kopplung vom Budget an prüfungsaktive Studien – stehe einem "sozial gerechten und gerechten Fokus" im Wege, meint ÖH-Chefin Sara Velić: "Solange das Ziel weiterhin ist, möglichst schnell möglichst viele Studierende zum Abschluss zu bringen, wird die Qualität der Lehre nicht verbessert werden können."

Positiv bewertet die ÖH indes den Fokus auf Forschung im Bereich der Medizin und Nachhaltigkeit, zumal die Unis der Schlüssel seien, um die Gesundheits- und Klimakrise zu bewältigen.

Aktionsgemeinschaft ortet richtige Schwerpunkte

Die Aktionsgemeinschaft (AG), die der ÖVP nahesteht und sich in der ÖH aber auf Oppositionskurs zur linken Koalition bewegt, lobt die neuen Leistungsvereinbarungen. Die Budgets lieferten Mittel für Investitionen, um im "internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben", heißt es via Aussendung. AG-Obmann Markus Baurecht sagt: "Das größte Plus bei Medizinunis und der spezielle Fokus auf Digitalisierung zeigen, dass gezielte Erkenntnisse aus der Pandemie gezogen wurden."

Die Forcierung der Digitalisierung hebt auch der Österreichische Cartellverband (CV) lobend hervor, der darin die richtige Lehre aus der pandemiebedingten Aufwertung und Verbreitung von Distance-Learning sieht.

Die Industriellenvereinigung (IV) bilanziert ebenfalls positiv: Das vorgesehene "Rekordbudget" werde zu einer Stärkung der Forschung führen. "Wesentlich ist, dass die Mint-Förderung einen hohen Stellenwert in den Leistungsvereinbarungen einnimmt – neben der Stärkung der Medizinausbildung und der Medizintechnik", schreibt IV-Generalsekretär Neumayer in einer Aussendung. Er sieht in den Leistungsvereinbarungen auch Schritte zu einer Verbesserung des "Wissens- und Technologietransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft". (red, 4.1.2022)