Kein Ergebnis am Montag, keines am Dienstag – und auch am Mittwoch nur schwarzer Rauch: Frühestens am Donnerstag werden sich in Italien die 1.009 Wahlmänner und Wahlfrauen der parlamentarischen Versammlung auf die Nachfolge für Staatspräsident Sergio Mattarella verständigen. Die Präsidentenwahl? Eine Groteske.

Italien blockiert sich selbst mit einem anachronistischen Wahlsystem, das an ein päpstliches Konklave erinnert.
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Statt den Kampf gegen das Coronavirus effizient zu managen, statt die 200 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds umsichtig einzusetzen, statt sich als Nato-Gründungsmitglied für eine Deeskalation der Ukraine-Krise starkzumachen, wird seit Wochen nur über Kandidaten – selten auch über Kandidatinnen – verhandelt. Es wird hinter verschlossenen Türen gefeilscht, gemauschelt, gekungelt, gezockt.

Italien blockiert sich selbst mit einem anachronistischen Wahlsystem, das fatal an ein päpstliches Konklave erinnert. Es kennt keine Kandidaturen, keine Fristen. Letztlich wird Staatsoberhaupt, wer bei den Absprachen "übrigbleibt", mit wem man für die nächsten sieben Jahre "leben" kann.

Während in anderen Ländern ein Wettbewerb der besten Ideen – oder zumindest der griffigsten Slogans – veranstaltet wird, wissen Millionen Italienerinnen und Italiener bis zur letzten Minute nicht, wer ihre Vertrauensperson an der Staatsspitze sein wird. Sie haben keinen Einfluss darauf. Es ist hoch an der Zeit, dass Italiens Politik für mehr Transparenz sorgt, statt weiter vatikanisch anmutende Machtspiele zu spielen. (Gianluca Wallisch, 27.1.2022)