In der zweiten Jahreshälfte 2020 wurden über 13.000 Hatespeech-Postings auf der Plattform entfernt.

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Durch die Pandemie finden Interaktionen immer mehr im digitalen Raum statt. Auch das Karrierenetzwerk Linkedin konnte seither starke Zuwächse verzeichnen. 17 Millionen Mitglieder zählte die Plattform mit Stand Oktober im deutschsprachigen Raum. Innerhalb von sechs Monaten seien zuletzt eine Million an neuen Accounts hinzugekommen.

Vor allem Themen rund um Job und Arbeitswelt werden in dem Karrierenetzwerk geteilt und diskutiert. Doch auch Anmachsprüche, Beleidigungen und Falschinformationen gehören – wie auf anderen Social-Media-Plattformen – mittlerweile zum Alltag.

Laut dem firmeneigenen Transparenzbericht wurden in der ersten Jahreshälfte 2020 weltweit rund 17.000 Beiträge wegen Belästigung und 2588 Beiträge wegen herabwürdigender Inhalte entfernt. Im zweiten Halbjahr waren es mehr als neunmal so viele Belästigungsfälle und Beleidigungen (157.108) und fünfmal so viele Hatespeech-Postings (13.815). Auch die Zahl der entfernten Falschinformationen ist in die Höhe geschossen: von knapp 23.000 Beiträgen in den ersten sechs Monaten 2020 auf mehr als 110.000 in der zweiten Jahreshälfte.

Hilfe für Betroffene

Dass es sich bei Fällen von Belästigung und Hass im Netz um keine Seltenheit handelt, machen die Zahlen deutlich. Dennoch würden sich viele Betroffene alleingelassen fühlen, sagt Johannes Ceh, Unternehmensberater und Gründer der Initiative "Our Job to be done". Postings und Nachrichten könnten zwar direkt auf der Plattform gemeldet werden, der Prozess dahinter sei jedoch intransparent, und es würde lange dauern, bis Inhalte tatsächlich entfernt werden.

Ziel der Initiative sei deshalb nicht nur die Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft, sondern auch Betroffene zu unterstützen. Neben dem Dialog mit Behörden und Plattform, werde auch der Kontakt zu Beratungsstellen wie Hassmelden.de und Hateaid.de hergestellt. "Vielen hilft es, bereits zu wissen, dass es Ansprechpartner gibt", sagt Ceh. Seit der Gründung der Initiative im Oktober 2020 wurden rund 180 Betroffene an Beratungsstellen vermittelt, und es haben 500 Abstimmungen – unter anderem zur Vernetzung und Sensibilisierung – mit Linkedin und dem Mutterkonzern Microsoft stattgefunden.

Corona sei ein Brandbeschleuniger, sagt Ceh. Strategien zum richtigen Umgang mit der Flut an Hass und Fake News würden jedoch schon länger fehlen. In Zukunft brauche es seiner Einschätzung nach sowohl ausreichend geschultes Personal als auch einen verbesserten Algorithmus, der problematische Inhalte automatisch überprüft und entfernt. (dang, 3.2.2022)