Hohepriesterinnen einer surrealen Show: Eva Sommer, Desi Bonato, Jessica Comis, Aurelia van Kempen (v. li.).

Antonia de la Luz Kašik

Wien – Das Nachwuchstheater wirft seine Rauchbomben voraus. Die Wiener Formation Zak – Zentrum für antidisziplinäre Kunst – lässt bei der Uraufführung im Theater Drachengasse erahnen, was am Theater noch alles möglich ist. Das Stück UFO – ultra fett original ist eine Performance zwischen gottloser Messe, Modenschau, Choreografie, Aktionismus und Varieté und gibt im sonst botschaftsbeladenen Theater Rätsel auf. Das Publikum bekommt in manchen Längen auch Zeit zum Nachdenken.

Theater Drachengasse

Welche Stimmen stöhnen da im Hintergrund? Und warum werden Papierblättchen aus dem Hut einer Vierbeinerin im Publikum verteilt? Ist das Luis Buñuels andalusischer Hund? Es gibt Gesprächsbedarf! Und der lässt sich an der durch den Barraum gezogenen Tafel (man darf wie im Kabarett Getränke mit zum Tisch nehmen) gleich stillen. Alles beginnt zunächst mit einer langen, betörend tönenden, pink verrauchten Pause. Alsdann treten vier Hohepriesterinnen in Erscheinung (Desi Bonato, Jessica Comis, Aurelia van Kempen, Eva Sommer), deren makellosen Körpern Designer ohne Namen viel Pfirsichhaut und Knautschlack angemessen haben.

"Ansapanier"

Es geht im Stück ja auch um die "Panier", genauer: um das Wiener Schnitzel und seine Anbetung. Wie in einem Tanz ums Goldene Kalb wird die Freude am Frittierten feierlich, abgründig und trancehaft umkreist. Hinten eine bunte Marc-Chagall-Kulisse und davor strenger visueller und auditiver Surrealismus, in dem etwa die Tonspur der 1960er-Jahre-ORF-Kochsendung mit Helmut Misak am DJ-Pult massiert wird. Text? Gibt’s erst nach der Hälfte.

UFO erhielt den Jurypreis des Nachwuchswettbewerbs 2020/21 – die Nichten von Florentina Holzinger haben den Abend ordentlich hinpaniert. (Margarete Affenzeller, 3.2.2022)