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Ein wichtiger Schritt in Richtung erfüllendes Berufsleben: High-Performance als aus sich selbst heraus erarbeitete berufliche Könnerschaft verstehen.

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Was, bitte schön, sind Hacks? Kathrin Leinweber, die sich selbst als "schonungslos ehrlich" charakterisiert, gibt gleich zu Beginn des Buches eine Kostprobe dieser Ehrlichkeit: Es geht um einfache Tricks und Kniffe. Na ja, man muss halt mit der Zeit gehen, auch bei der Begrifflichkeit. Also, Hacks sind altbewährte lebenshilfreiche Verhaltens- und Vorgehensweisen. Sie helfen dabei, die generelle Lebenseinstellung und die praktische Lebensführung in Richtung besseres Gelingen zu justieren. Die von Leinweber Interviewten jedenfalls legen Zeugnis davon ab, dass die Sache mit den Hacks funktioniert.

Hack eins beispielsweise rät: "Liefere sehr gute Ergebnisse ohne Perfektionsanspruch." Guter Rat, oder? Kommt rüber wie: "Lass die Kirche im Dorf! Man muss sich ja auch nicht überfordern." Tja, das wäre die schnelle Interpretation. Doch was sie suggeriert, ist falsch. Dieser Tipp will vor etwas ganz anderem bewahren: davor, sich in der Endlosschleife des Versuchs zu verfangen, die perfekte Lösung abzuliefern. Weshalb kommen so viele wirklich gute Leute nicht recht voran? Weil sie auf die perfekte, die einzig und allein seligmachende Lösung aus sind.

Üben, üben, üben

Auf der Suche danach verwerfen sie eine Idee nach der anderen, treten auf der Stelle, drehen sich im Kreis, blockieren sich (und andere) und bewegen nichts. Wahre Könnerschaft, so eine Faustregel, braucht gut 10.000 Übungsstunden. Die bekommt man aber nur zusammen, wenn man nach durchaus sorgfältiger Überlegung beherzt anfängt und dann im Voranschreiten erkennt, wie sich etwas besser machen beziehungsweise lösen lässt. Damit ist übrigens immer auch in doppelter Hinsicht das eigene Verhalten gemeint: im Umgang mit sich selber wie im Umgang mit anderen. Ganz nach dem bewährten Motto: "Das Was bedenke, mehr bedenke Wie."

Übung macht den Meister, Versuch macht klug. Aus nichts lässt sich besser lernen als aus gemachten Erfahrungen. Vorausgesetzt natürlich, man schaut sich selbst "auf die Finger", analysiert und durchdenkt die eigenen Vorgehens- und Verhaltensweisen. Und streicht Selbstanschuldigungen wie "Mist, wie konnte ich nur so dämlich sein?", oder deren Kurzformen in Schimpfwortform, ersatzlos aus dem Repertoire der Selbstgespräche und ringt sich zu weiterführender Unterhaltung mit sich selbst durch. Beispielsweise: "Warum, verflixt, bin ich jetzt abgestürzt?" oder "Aha, da also liegt der Fehler. Da muss ich künftig darauf achten!"

Die Interviews, die Kathrin Leinweber geführt hat und die das Herzstück des Buches bilden, zeigen auf je eigene Weise und in je unterschiedlichen Berufsfeldern, dass es genau diese Bereitschaft ist, das eigene Tun zu reflektieren, über sich selbst nachzudenken und aus diesem Überlegen heraus dann stetig besser über sich selbst Regie zu führen, die schlussendlich den Weg zum Erfolg ebnet.

Erfüllung finden

Besser, als der Buchtitel das beschreibt, lässt es sich einfach nicht sagen: Erfolg ist, was du aus dir machst. Aus dem "Rohstoff Ich" im Sinne des Dichterwortes "Was Dich in Wahrheit hebt und hält, muss in Dir selber leben" etwas zu schmieden, erweist sich, einmal beherzt angefangen, als etwas ungemein Beflügelndes. Und – wie die Interviewten belegen – auch Erfolgversprechendes. Dabei geht es, richtig verstanden, um High-Performance in einem absolut selbstentwickelnden Sinn, nicht primär um High-Performance in Gestalt ruhelosen Karrierestrebens. High-Performance verstanden als aus sich selbst heraus erarbeitete berufliche Könnerschaft, als erfüllende, tragende und sinngebende Lebensweise.

Aus der Fokussierung auf sich selbst, auf das, was aus sich selbst zu machen ist, baut sich dann das tragende Gerüst eines Lebens auf: die Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Das ist die Gewissheit, etwas leisten, etwas bewältigen, Rückschläge meistern zu können, Ziele nicht als Fata Morgana zu sehen, sondern als reale Möglichkeit.

Diese Grundüberzeugung, dank des Vertrauens in sich wirkungsvoll sein zu können, kommt in den ersten Zeilen von Nietzsches Gedicht "Nach neuen Meeren" wunderbar zum Ausdruck:

Dorthin – will ich; und ich traue
Mir fortan und meinem Griff.
Offen liegt das Meer, in’s Blaue,
Treibt mein Genueser Schiff.

Darauf kommt es an: Das oft hinter dem Karrierestreben stehende Getriebene, Verbissene, Zwanghafte zugunsten der Fokussierung auf die auf Erfüllung zielende Berufsausübung zurücktreten zu lassen. In dem Maße, wie das gelingt, wird es möglich, aus der Tretmühle "Beruf" auszusteigen und in eine Berufsausübung einzusteigen, die mehr Kräfte gibt, als sie fordert, die selbst regenerierend ist und dadurch vor dem Ausbrennen bewahrt, die den Blick nicht stetig verengt, sondern stetig weitet. Das ist dann der selbstgemachte Erfolg, mit dem man sich selbst beschenken kann. (Hartmut Volk, 8.2.2022)