Ferdinand von Wrangel entstammte baltendeutschem Uradel, zurückreichend bis zur Gründung des Deutschordensstaates. Im Dienste der Zaren wies er auf seinen Sibirien- und Polarmeerforschungsreisen unter anderem nach, dass zwischen Asien und Amerika keine Landbrücke existiert – zumindest seit Ende der Würmeiszeit nicht mehr; Menschenskind, war das ein Gletschersterben damals.

Das Softtop verwandelt den Wrangler bei Bedarf in ein luftiges Gefährt, winters macht man davon selten Gebrauch.
Foto: Stockinger

Jedenfalls, an Land, in unwegsamen Weiten, hätte der Ferdinand einen Jeep gut gebrauchen können, außerdem war Alaska seinerzeit noch russisch, und so gelangte der Name Wrangel mit nur leichter Metathese von l und e von der Alten in die Neue Welt. Hinten noch rasch ein r dran, fertig war der Wrangler. Dass es schlicht "Viehtreiber" heiße, wie die Amis behaupten: welch banale Herleitung.

Zu Hause ist der Wrangler neuerdings auch in zwei Welten, der alten (verbrennungsmotorischen) und der neuen (batterieelektrischen), die Kombination nennt sich Plug-in-Hybrid, und wenn Sie zum 6,4-Liter-V8 mit 470 PS greifen wollen, kriegen Sie von unserer geneigten Leserinnenschaft erstens eins auf die Pfoten und zweitens das Auto nicht. Den Wrangler gibt’s in unseren Breiten nämlich nur mehr zum Anstecken und in Viertürer-Langversion.

Der Arbeitsplatz lässt sich problemlos als Jeep zugehörig identifizieren.
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Immerhin kann man wählen zwischen Festdach und Textil, Letzteres war bei unserem Testwagen der Fall. Lässt sich so jederzeit in ein nicht nur lustiges, sondern richtig luftiges Gefährt verwandelt, aber weil wir keine Crazy Brits sind, haben wir winters davon Abstand genommen.

Jeep Wrangler 4xe Unlimited Rubicon. Wozu er gemacht ist: Gelände, Freizeit und Vergnügen. Wofür nicht: Rundkurs, Langstrecke auf der Autobahn.

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Der Wrangler ist ein veganer Geländewagen von echtem Schrot und Korn, mit dem kann man durch Gemüse und Gstätten pflügen wie mit nur ganz wenigen vergleichbaren Offroad-Könnern, und das hat sich auch bei der Plug-in-Version, die sich 4xe schreibt, nicht geändert.

Plug-in-Ingredienzien: ein Benziner mit 200 kW, ein E-Motor, der anstelle des Wandlers in der Getriebeglocke sitzt (107 kW), einer als Riemen-Starter-Generator (46 kW), Systemleistung: 280 kW, und die Batterie (Nettokapazität: 13,3 kWh) ist unter der Rückbank verbaut.

Stadt – Land

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Damit ließen sich in der Stadt, wohin der Wrangler an sich nicht gehört, de facto aber längst hauptsächlich anzutreffen ist – "Für jedes Abenteuer im urbanen Dschungel", bewirbt ihn Jeep folgerichtig –, bis zu 50 Kilometer elektrisch zurücklegen. Konjunktiv, weil in der kalten Jahreszeit die Kilometer dahinschmelzen wie die Würmeiszeitgletscher unter der warmen neolithischen Sonne. Selten waren Kilometer so kurz. Also brav bei jeder Gelegenheit anstecken vorn an der A-Säule.

Grafik: Der Standard

Die erwähnten Plug-in-Komponenten sind wortwörtlich gewichtige Öko-Argumente, sie schlagen im Rubicon-Fall mit 396 kg zusätzlicher Masse zu Buche. Durch die im Getriebe integrierte E-Maschine lässt sich der beim Wrangler nach wie vor gewünschte mechanische Allradantrieb darstellen, inklusive Geländeuntersetzung, und das klappt verbrennungsmotorisch wie elektrisch gleichermaßen gut, elektrisch vielleicht sogar noch überzeugender.

Was das Fahrkapitel auf asphaltiertem Untergrund betrifft: Auch da trugen die Ingenieurinnen vorwiegend männlichen Geschlechts den neuen, Lifestyle-orientierten Gegebenheiten Rechnung. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Fühlte man sich bei früheren Wrangler -Generationen auf der Autobahn schnell wie in einem Schwimmkurs, hält der neue inzwischen recht brav die vorgegebene Linie. Seitenwindanfällig ist er halt und laut wegen des Fetzendachs, aber sonst: läuft geradeaus, folgt nachvollziehbar den Kommandos am Volant.

Sonst noch was aufgefallen? Sitzheizung. Bei Sitz und Lehne erwärmen sich nur die Flächen, nicht die Wangen. Der Jeep gibt dir also kaltwarm, fühlt sich etwas merkwürdig an. Ob Plug-in-Hybrid beim Wrangler aber der Weisheit letzter Schluss ist? Sehen wir es einmal so: Ohne könnte er in Europa gar nicht mehr angeboten werden, dann gäb’s akuten Mangel an Wrangel. Wäre echt schade, denn es gibt ja nur mehr wenige Charaktertypen wie ihn. (Andreas Stockinger, 16.2.2022)