Frauen verdienen weniger. Ja, aber. Das ist eine häufige Reaktion auf diese Tatsache, an die der heutige Equal-Pay-Day erinnert. Ja, aber Frauen arbeiten oft in schlecht bezahlten Branchen, unterbrechen häufig ihre Berufslaufbahn, womit Karriereknicke und womöglich schlechter bezahlte Positionen nach der Rückkehr aus der Karenz verbunden sind. Das sind einige Gründe für die Kluft von 12,7 Prozent, die sich bei einem Einkommensvergleich von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen zeigt. Das sind Gründe, die die Schere erklären, aber das heißt nicht, dass das so in Ordnung ist.

Nur weil es Gründe für den Gender-Pay-Gap gibt, heißt das nicht, dass diese fair sind.
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Der Gap wird mit 36 Prozent richtig groß, wenn wir Einkommen unabhängig von Vollzeit oder Teilzeit vergleichen. "Ja, aber" Frauen arbeiten öfter Teilzeit – klar verdient man dann weniger. Stimmt, aber das ist weder ein fairer Zustand noch so vom Himmel gefallen. Es ist die Folge unserer Verteilung und Bewertung von Arbeit. Einer Verteilung, die die Leistungen von Frauen geringer schätzt, in der acht von zehn Vätern gar nicht in Karenz gehen und in der Frauen am Ende eines Arbeitslebens, das aus mehr Familien- und weniger Lohnarbeit bestand, mit 41 Prozent weniger Pension dastehen. Ist das fair?

Die gute Nachricht ist: Wenn die Organisation der Arbeitswelt hausgemacht ist, dann können wir sie auch verändern. Denn nur weil es Gründe für den Gender-Pay-Gap gibt, heißt das noch lange nicht, dass diese fair sind. (Beate Hausbichler, 15.2.2022)