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PRO: Mit dem Virus leben lernen

von András Szigetvari

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die Maskenpflicht an Sitzplätzen ist in Volksschulen schon gefallen, 2G in Restaurants ist bald Geschichte, und heute, Mittwoch, dürfte die Koalition weitere Öffnungsschritte verkünden. Das ist nicht nur richtig, es ist auch überfällig.

Das große Ziel der Corona-Maßnahmen war, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Davon ist aber weit und breit keine Spur: Weniger als 200 Menschen werden in Österreich intensivmedizinisch wegen einer Infektion betreut. Obwohl zuletzt täglich 30.000 bis 40.000 Neuinfektionen gezählt wurden, steigt dieser Wert nicht an. Welches Ziel wollen Befürworter harter Einschränkungen noch verfolgen?

Sie können es nicht sagen. Kein Wunder: Es gibt keine Fachleute, die der Ansicht sind, Corona ließe sich auslöschen. Virologen sagen, das Virus wird bleiben – und alle Menschen werden sich im Laufe ihres Lebens infizieren. Wohl auch mehrmals, hoffentlich gut geschützt durch eine Impfung.

Wir werden also beginnen müssen, mit dem Virus zu leben. Dabei kann es nicht sein, dass plötzlich eine Beweislastumkehr stattfindet. Kritiker von Lockerungen, etwa bei der Maskenpflicht in Schulen, fragen nach Evidenz für Erleichterungen. Es ist umgekehrt. Für Grundrechtseinschränkungen braucht es unabweisbare Evidenz. Es muss gezeigt werden, dass eine Maßnahme bei der Virusbekämpfung effektiv ist. Bei den meisten Einschränkungen fehlt inzwischen der Beleg. (András Szigetvari, 16.2.2022)

KONTRA: Wenn Masken zu früh fallen

von Jasmin Altrock

Weitere Öffnungsschritte wie das Fallen der 2G-Regel in der Gastronomie und bei Veranstaltungen gelten bereits als fix und lassen wieder ein kleines Gefühl von Freiheit aufkommen. Das Aufheben der Maßnahmen ist ein Signal, das von vielen positiv aufgenommen wird.

Dennoch gibt es eine Gruppe, bei der es bedenklich ist. Gerade einmal 20 Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen sind gegen Covid geimpft. Und genau diese Kinder müssen jetzt keine Maske mehr im Unterricht tragen. Das ist ziemlich unverständlich: Ohne Masken kann sich Omikron in dieser Zielgruppe fröhlich weitervermehren.

Natürlich ist es für Kinder angenehmer, ohne Maske zu lernen – dieses Argument ist absolut nachvollziehbar. Aber wo bleibt der Schutz dieser Kinder? Und wo bleibt der Schutz ihrer Geschwister, die sich vielleicht noch gar nicht impfen lassen können, womöglich sogar Vorerkrankungen haben?

Auch einige Mitglieder der Gecko-Kommission sehen die Aufhebung der Maskenpflicht an Volksschulen kritisch. Es bleibt zu hoffen, dass diese auf politischen Druck hin beschlossene Maßnahme nicht nach hinten losgeht.

Ob sich das Pandemiegeschehen bereits im März entspannen kann, wie von Experten angekündigt, bleibt offen. Die Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen wird aber eher nicht dazu beitragen. (Jasmin Altrock, 16.2.2022)