Kinder und Jugendliche leiden besonders unter der Pandemie,

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Immer wieder werden aus Österreich Kinder oder Jugendliche abgeschoben, die ihr halbes oder ganzes Leben hier verbracht haben. Gegen die nach solchen Fällen aufkommende Kritik formiert sich regelmäßig eine Phalanx von Befürwortenden. Natürlich müsse der oder die Minderjährige das Land verlassen, verkündet diese. Denn übe man Nachsicht, so spiele man skrupellosen Erwachsenen in die Hand, die das Kind oder den Jugendlichen als Argument für ihren weiteren, widerrechtlichen Verbleib missbrauchten.

Nun kann es im Einzelfall durchaus sein, dass Eltern oder andere nahe Verwandte, die vor einer Abschiebung stehen, hoffen oder gar darauf setzen, dass man den Nachwuchs verschont – und damit fürs Erste auch sie selbst. Doch die harte Argumentation, dass in solchen Fällen nur eine Abschiebung hilft, trifft den Punkt nicht.

Persönliche Rechte

Sie widerspricht nicht nur jedem psychologischen Verständnis für junge Menschen, die möglichst stabile und friedliche Verhältnisse brauchen, um sich zu psychisch gesunden Erwachsenen zu entwickeln – sondern sie missachtet auch international geltende Bestimmungen, die in Österreich sogar im Verfassungsrang stehen. Gesetze, die besagen, dass Minderjährige eigene, persönliche Rechte haben – jenes etwa, nicht mitten im Jahr aus dem Klassenverband gerissen und an einen Ort verpflanzt zu werden, wo sie die Sprache nicht verstehen.

Diese Rechte werden hierzulande vielfach ignoriert. Das gilt auch im Privaten, wie manch eskalierter Sorgerechtskonflikt zeigt. Zuletzt etwa wurde eine Vierjährige ihrer Mutter in Österreich mit Gewalt entzogen und zu ihrem Vater in die USA gebracht. Die letzten zwei Jahre hatte das Kind bei der Frau gelebt, laut Behörden kümmerte sie sich um das Mädchen gut. Hier zeigt sich: Nicht nur im Asylbereich wird das Recht von Kindern vielfach mit Füßen getreten. (Irene Brickner, 21.2.2022)