Es sind Zeiten, in denen sich herausstellt, wer diesen Zeiten halbwegs gewachsen ist und wer nicht. Damit das gleich gesagt wird: Wolfgang Sobotka nicht.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).
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Präsident oder Präsidentin des österreichischen Nationalrats, das verlangt eine gewisse Grundausstattung. Sobotka hat hier klare Defizite. Er hat auf einem bestimmten Gebiet, dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, gewisse Verdienste. Das wird aber überlagert durch den fatalen Hang, geschichtliche Ereignisse in einen aberwitzigen Kontext zu stellen. Nein, Herr Nationalratspräsident Sobotka, die Tatsache, dass Sie als Befangener einen U-Ausschuss über ÖVP-Korruption nicht leiten sollten, kann man nicht mit der Ausschaltung des Parlaments durch Dollfuß 1933 vergleichen. Nein, Herr Präsident, man kann auch Ihre Meinung, dass die Ukrainer nicht zu uns flüchten, sondern daheimbleiben sollten, nicht damit begründen, dass "wir Österreicher" 1945 ja auch nicht vor den Befreiern vom Hitler-Regime geflohen seien.

Das allein macht einen Parlamentspräsidenten schon unmöglich. Dazu kommt aber noch die ganz enge, parteipolitische Vorsitzführung im letzten U-Ausschuss – und die Ansätze dazu im neuen Ausschuss.

Sie wollten den Abgeordneten die Verfügung über ihre Mikrofone wegnehmen und selbst entscheiden, wer einschalten darf? Wofür halten Sie sich – für Wolfgang Sobotka, Master of all Microphones? Für Kim Jong-sobo? (Hans Rauscher, 2.3.2022)