Die Maske bleibt – zumindest im öffentlichen Verkehr

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Ein Erbe der Corona-Politik wird uns wohl bis auf weiteres erhalten bleiben: Die bei Regionalwahlen schon mehrfach erfolgreiche Partei Menschen, Freiheit, Grundrechte (MFG) gilt zumindest für 17 Prozent der heimischen Wahlberechtigten als überlebensfähig, denn sie spreche "grundsätzlich wichtige Themen an und wird einen festen Platz im Parteienspektrum behalten". Das ergab eine im Auftrag des STANDARD durchgeführte Umfrage unter mehr als 800 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten Ende Februar. Nun ist nicht gesagt, dass diese 17 Prozent der Befragten tatsächlich bereit wären, die MFG zu wählen – aber in jener Umfrage kam die neue Partei hochgerechnet auf immerhin fünf Prozent, was ihr einen Einzug in den Nationalrat ermöglichen würde.

Es ist besonders die erklärte Wählerschaft von FPÖ und natürlich diejenige von MFG, die an eine Zukunft der Kleinpartei glaubt. Die Mehrheit der Befragten – 67 Prozent – hält sich an die Aussage: "MFG ist eine Bewegung, die nur wegen der Corona-Politik bedeutsam ist und bald wieder verschwinden wird."

Die Untersuchung hatte zum Thema, die längerfristigen Folgen von Corona für Politik und Gesellschaft sowie für den Alltag zu erheben. Die Frage lautete: "Mit Corona ist ja vieles anders. Was davon wird Ihrer Meinung nach rasch nach der Pandemie nicht mehr aktuell sein, was werden wir auch nach dem Ende der Pandemie noch länger sehen?"

Persönliche Hygiene dürfte bleiben

· 71 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Gewohnheit beibehalten würden, sich häufig die Hände zu waschen. Ebenso hoch ist der Anteil jener, die sagen, dass sie auch künftig in die Armbeugen niesen würden. 59 Prozent glauben auch, dass das regelmäßige Desinfizieren der Hände beibehalten wird.

· Deutlich geringer ist die Neigung, auf körperlichen Kontakt bei der Begrüßung zu verzichten. Dass das bleiben wird, glauben nur 51 Prozent. 54 Prozent bekunden, dass man Freundinnen und Freunde bei der Begrüßung wieder umarmen wird – jüngere Befragte und Grünen-Wähler legen darauf besonderen Wert. Andererseits sagen auch 53 Prozent, dass man auch weiterhin ein bis zwei Meter Abstand von Fremden halten wird.

· Mit dem Impfen und Testen sieht es so aus: 68 Prozent rechnen damit, dass man sich künftig regelmäßig gegen Corona impfen lassen wird. Jeder zweite Befragte gibt an, dass es auch weiter die Bereitschaft geben wird, sich gegen neue Krankheiten impfen zu lassen, 35 Prozent glauben das eher nicht. 53 Prozent glauben, dass man weiterhin testen wird, ob man mit einem Coronavirus infiziert ist.

· Sieben von zehn Befragten meinen, dass uns die Spaltung zwischen geimpften und ungeimpften Menschen erhalten bleiben wird. 62 Prozent glauben, dass die Skepsis gegenüber Empfehlungen von Ärzten bestehen bleiben wird, und 76 Prozent erwarten sogar weiterhin Skepsis gegenüber Pharmakonzernen. 54 Prozent erwarten auch künftig Streitigkeiten im Familien- und Freundeskreis wegen des Corona-Impfverhaltens.

· Auch die Schutzmaske wird uns nach Ansicht der Befragten noch längere Zeit begleiten: 68 Prozent glauben, dass uns die Masken in Lebensmittelgeschäften erhalten bleiben. Sogar 73 Prozent erwarten, dass man sie in öffentlichen Verkehrsmitteln weiter sehen wird, 67 Prozent erwarten sie in öffentlichen Gebäuden. Ältere Befragte erwarten dies durchwegs stärker als Menschen unter 30 Jahren.

· Market-Chef Werner Beutelmeyer betont vor allem die erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen der Verhaltensweisen, die man sich während der Pandemie angewöhnt hat – und von denen viele meinen, dass sie etabliert bleiben: 70 Prozent meinen, dass man auch künftig häufig im Homeoffice arbeiten wird – und ebenso viele Befragte sagen, dass man auch künftig mehr im Internet statt in einem Geschäft einkaufen wird. 38 Prozent sagen, dass man Bier oder Wein weiter vermehrt daheim statt in der Gastronomie trinken würde. 30 Prozent sagen weiterhin Verzichte auf Fernreisen vorher, 22 Prozent halten Verzichte auf den Besuch von Kulturveranstaltungen für wahrscheinlich und 19 Prozent Zurückhaltung beim gemeinsamen Sport und in Restaurants.

· Was ebenfalls bleiben dürfte, ist das Misstrauen in die Maßnahmen der Regierung. Nur 14 Prozent glauben, dass dieses Misstrauen rasch wieder verschwinden wird – 78 Prozent meinen, dass es bleiben wird. Und das geht quer durch alle Parteiwählerschaften – auch die ÖVP- und Grün-Wähler rechnen damit, dass die Bevölkerung den Empfehlungen ihrer Regierung weiterhin mit Skepsis begegnen wird. Auch das Gefühl von Teilen der Bevölkerung, von der Regierung benachteiligt und unfair behandelt zu werden, dürfte länger wirken – glauben zumindest 76 Prozent der Befragten. 73 Prozent glauben an eine weiter bestehende Bereitschaft, bei Unzufriedenheit zu demonstrieren.

Weitere Einschränkungen drohen

Und ist mit der aktuellen Omikron-Welle das Schlimmste vorbei? Hier sind die Befragten gespalten: 44 Prozent, besonders die FPÖ- und die erklärten MFG-Wähler, gehen in einer gesonderten Fragestellung davon aus, dass nach dem Ende der Omikron-Welle Corona "eine normale Krankheit wie viele andere sein wird".

46 Prozent "fürchten eher, dass zum Beispiel im Herbst wieder gefährliche Varianten und Einschränkungen drohen". (Conrad Seidl, 8.3.2022)