Corona-Tests werden künftig limitiert.

Foto: AFP / ALEX HALADA

Österreich testet weiter – zumindest ein bisschen: Ab Anfang April wird das Angebot für Gratis-Corona-Tests eingeschränkt. Außerdem lockert die Regierung die Quarantäneregeln für ungeimpfte Kontaktpersonen, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag bekanntgab. Unterdessen wurden am Dienstag 37.125 Neuinfektionen verzeichnet.

Frage: Wie viele Tests sind ab 1. April gratis?

Antwort: Ab dann werden pro Person jeweils fünf PCR- und Antigentests kostenlos ausgegeben. Dazu kommen weitere Gratistests für symptomatische Personen und Menschen in Risikosettings, etwa Pflegeheimen. Weiter gratis getestet wird natürlich auch, wenn das behördlich angeordnet wurde.

Frage: Kann ich über das Gratisangebot hinausgehend auch weitere Tests machen?

Antwort: Natürlich. Wie auch schon jetzt können privat bezahlte Tests durchgeführt werden. Die Kosten für einen PCR-Test bei privaten Anbietern variieren: In der Wiener Innenstadt erhält man einen für 89 Euro. Apotheken erhalten pro Abstrich 25 Euro Kostenersatz. Laut Stadt Wien kostet ein Gurgeltest aufgrund der großen Mengen sechs bis sieben Euro. Das Unternehmen Lifebrain, das hinter "Alles gurgelt" steht, bereitet ein Bezahlmodell für Privatpersonen und Firmen vor, wie es im STANDARD-Gespräch hieß. Die Kosten pro Test stehen noch nicht fest. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es auf Nachfrage, es gehe bei den fünf PCR-Tests um die Zahl der Tests, die man abgebe – nicht um die, die man sich abholen könne, Bunkern mache also keinen Sinn. Und: Man könne nicht etwa statt einer anderen Person, die sich nicht testet, selbst mehr Tests machen.

Frage: Wie geht es mit den Tests in den Schulen weiter?

Antwort: Für die Schulen gibt es noch keine finale Lösung. Rauch sprach von einem "engen Austausch" mit Bildungsminister Martin Polaschek, der das weitere Vorgehen plane. Die aktuelle Schulverordnung gilt vorerst bis Ende des Schuljahres. Derzeit müssen sich Schülerinnen und Schüler dreimal pro Woche testen – zwei Tests müssen seit kurzem PCR-Tests sein. Wie es im April weitergeht, ist noch ungeklärt.

Frage: Warum ändert die Bundesregierung gerade jetzt ihre Teststrategie?

Antwort: Ende März läuft die Finanzierung der Gratistests durch den Bund in der aktuellen Form aus. Zuletzt wurde Kritik – auch innerhalb der Bundesregierung – laut, die Massenscreenings würden schlicht zu viel kosten. Rauch erklärte, dass das Testen zwar ein wichtiges Werkzeug sei, man aber bereits drei Milliarden Euro dafür ausgegeben habe. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) betonte zuletzt, die Kosten seien "gewaltig".

Frage: Wie viel testet Österreich?

Antwort: Österreichs Politik hat sich bisher damit gerühmt, "Test-Europameister" zu sein. 216.990.090 Tests wurden seit Beginn der Pandemie in Österreich durchgeführt. Mit Stand Dienstag waren es innerhalb von 24 Stunden 431.603 PCR-Tests sowie 117.792 Antigentests. 8,6 Prozent der PCR-Tests waren positiv. In Wien wird am meisten getestet: Im Schnitt sind es 345.000 PCR-Tests pro Tag.

Frage: Wer muss jetzt noch in Quarantäne?

Antwort: In Quarantäne müssen alle, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Ab 21. März nicht mehr isoliert werden müssen – und das ist die Neuerung – ungeimpfte Kontaktpersonen. Sie dürfen mit Maske weiter einkaufen oder arbeiten gehen, nicht aber in die Gastro.

Frage: Wie viel wird andernorts getestet?

Antwort: Österreich ist beim Testen nicht allein an der europäischen Spitze: Dänemark, das einzige andere EU-Land mit Gratistests, hat bei seinen 5,8 Millionen Bewohnern rund 130 Millionen Tests durchgeführt. Auch das soll sich ändern: Lediglich Schwangeren, Risikopersonen und über 65-Jährigen werden künftig regelmäßige Tests empfohlen, nicht aber Kontaktpersonen oder jenen Infizierten mit leichten Symptomen. Großbritannien streicht im April die kostenlosen Massentests.

Frage: Wo gibt es noch die Quarantänepflicht?

Antwort: In den meisten europäischen Ländern müssen sich Infizierte weiter absondern. Die Länge der Quarantäne variiert jedoch: Symptomlose Dänen können die Absonderung an Tag vier beenden; geimpfte Franzosen dürfen an Tag sieben statt zehn aus der Selbstisolation. Ausnahmen sind Finnland, Großbritannien und nächste Woche auch die Niederlande: Sie stellen Infizierten frei, ob sie sich isolieren – es wird jedoch dazu geraten. In Deutschland müssen sich auch weiterhin alle Kontaktpersonen isolieren, in Frankreich nur Ungeimpfte, in der Schweiz weder noch.

Frage: Was sagen Expertinnen und Experten?

Antwort: Rotkreuz-Chef Gerry Foitik, der auch im Beratungsgremium Gecko sitzt, sagte, dass er nicht an entsprechenden Empfehlungen beteiligt war – die Entscheidungen seien politische. Michael Wagner, Mikrobiologe an der Uni Wien, sagte zum STANDARD: Besonders wichtig sei, dass vulnerable Personen und vor allem deren Umfeld weiterhin mehr Tests zur Verfügung hätten. Was die Quarantäneregeln angeht, so sieht er eine gewisse Logik, immerhin gibt es bereits jetzt lockerere Regeln für Geimpfte – dieser Impfanreiz würde nun freilich verlorengehen.

Frage: Was sagen Länder und Opposition?

Antwort: Schon am Montag dachte Oberösterreichs Landeschef Thomas Stelzer (ÖVP) laut über eine völlige Abschaffung der Quarantäne nach, in Wien prüft man nun strengere Quarantäneregeln. Auch die Opposition übt heftige Kritik, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. So fürchtet etwa die FPÖ, dass doch noch Maßnahmen kommen, während man bei den Neos auf Testkostenbeiträge von Ungeimpften gehofft hätte. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, Flora Mory, Gabriele Scherndl, 16.3.2022)