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Die Ölpreise bewegen sich nach dem Hoch wieder abwärts.

Foto: Getty/Raedle

Rotterdam – Die schwindende Furcht vor Engpässen am Rohölmarkt hat den Ölpreis wieder unter die Marke von 100 Dollar pro Barrel gedrückt. Erst vergangene Woche hatte die Sorge vor Ausfällen wegen des Ukraine-Kriegs den Ölpreis über 130 Dollar getrieben. Neben der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Konflikts beschleunigten Spekulationen über eine Aufhebung der Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor den Preisrutsch. Diese wurden durch eine Äußerung des russischen Außenministers Sergej Lawrow befeuert, der zufolge Russland so schnell wie möglich die Wiederaufnahme des Atomabkommens mit dem Iran wolle.

Nachdem die monatelangen Verhandlungen für eine Erneuerung des internationalen Atomabkommens von 2015 auf eine Einigung zugesteuert waren, baute Russland zuletzt eine neue Hürde auf. Die Regierung in Moskau verlangte verbindliche Zusagen der USA, dass die wegen der Invasion in die Ukraine verhängten Sanktionen nicht die in dem Abkommen vereinbarte Zusammenarbeit Russlands mit dem Iran beeinträchtigten. Bei einer Pressekonferenz mit Lawrows iranischem Amtskollegen in Moskau betonte dieser nun am Dienstag, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in der Ukraine und den Atomgesprächen in Wien gebe.

Gespräche zwischen Russland und Ukraine

Für Entspannung sorgten auch die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine über einen Waffenstillstand. "Fakt ist, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Verknappung von Rohöl auf dem Weltmarkt gab", betonte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. "Es gab nur die Spekulation darauf, dass es sich verknappen könnte." Das Öl in den Frachtschiffen werde nun so schnell wie möglich verkauft, um von den annehmbar Preisen zu profitieren.

Auch auf der Nachfrageseite rechneten Börsianer mit einem Dämpfer. Weil in China die Zahl der Corona-Infektionen auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert ist, fürchteten Investoren Rückschläge für das Wirtschaftswachstum durch neue Restriktionen. Vor diesem Hintergrund brach Brent-Öl aus der Nordsee in der Spitze um 8,8 Prozent auf 97,44 Dollar pro Barrel ein. US-Rohöl der Sorte WTI verbilligte sich um bis zu 9,2 Prozent auf 93,54 Dollar. Im Handelsverlauf begrenzte sich der Preisabschlag auf Minus sieben Prozent. (Reuters, 15.3.2022)