Auch die Conrad-von-Hötzendorf-Straße, die zu den "bedenklichsten" Namensgebungen zählt, soll umbenannt werden. Es ist eine der längsten Straßen in der steirischen Landeshauptstadt.

Foto: Walter Müller

Graz – Der Grazer Gemeinderat hat am Donnerstag mehrheitlich beschlossen, dass historisch belastete Straßennamen umbenannt werden. Unter dem früheren Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sollten eigentlich Zusatztafeln montiert werden, die erste wurde im Februar 2020 errichtet. Der neuen dunkelrot-grün-roten Koalition unter Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) ging das aber nicht weit genug. Nun soll, wie DER STANDARD bereits berichtete, ein "schrittweiser, behutsamer Umbenennungsprozess" starten. ÖVP und FPÖ waren dagegen.

Der Dringliche Antrag wurde am Donnerstag von der Grünen Gemeinderätin Manuela Wutte eingebracht. Vorgegangen waren Debatten und auch schon vereinzelte Bezirksratsbeschlüsse, die sich zu Umbenennungen bekannten. Nun sollen "zeitnah" die Max-Mell-Allee und die Kernstockgasse neue Namen erhalten. Man will die entstehenden Kosten für Anrainer und Anrainerinnen, die von der Stadt übernommen werden, prüfen. Zunächst will man die "bedenklichsten" Straßennamen ins Auge fassen, allerdings fallen da auch sehr lange Straßen wie etwa die Conrad-von-Hötzendorf-Straße an.

Vierjährige Vorlaufphase

Knapp vier Jahre lang hatte eine Expertenkommission die Grazer Straßen- und Platznamen historisch überprüft. Der mehr als 1.000 Seiten umfassende Abschlussbericht brachte 82 kritisch zu betrachtende Namen. 20 davon wurden von der Kommission 2018 gar als "höchst bedenklich" eingestuft. 1.630 Verkehrsflächen der steirischen Landeshauptstadt waren von der Kommission untersucht worden, 793 davon sind personenbezogen. Davon wurden 86 von vornherein als "unverdächtig" ausgeschlossen. Die verbleibenden 707 wurden von der Kommission unter Leitung von Stefan Karner geprüft: 625 davon weisen keine historisch kritischen Ansätze auf, so die Schlussfolgerung. Aber 82 – das sind rund zwölf Prozent – eben sehr wohl.

Die 20 "höchst bedenklichen" Straßennamen sind laut den Experten: Alfred-Coßmann-Gasse, Ambrosigasse, Conrad-von-Hötzendorf-Straße, Dr.-Hans-Kloepfer-Straße, Dr.-Karl-Lueger-Straße, Dr.-Muck-Anlage, Dr.-Robert-Graf-Straße, Etrichgasse, Gustav-Hofer-Weg, Jahngasse, Jaritzweg, Kernstockgasse, Leo-Scheu-Gasse, Luigi-Kasimir-Gasse, Max-Mell-Allee, Nernstgasse, Pambergergasse, Pfitznergasse, Rudolf-List-Gasse und Walter-Semetkowski-Weg.

Objektivierung und Straßenbahnausbau

Die Umbenennung von Straßennamen war aber nur ein Punkt, der im Grazer Gemeinderat behandelt wurde. Der grüne Gemeinderat und Menschenrechtssprecher Tristan Ammerer twitterte, was alles beschlossen wurde:

Zum Beispiel eine neue Objektivierungsrichtlinie, die ebenfalls mehrheitlich angenommen wurde. Außerdem wurde der zweigleisige Ausbau der Straßenbahnlinie 5 zwischen Zentralfriedhof und Maut Puntigam beschlossen. Das Projekt wird mehr als 24 Millionen Euro kosten und soll bis Herbst 2024 abgeschlossen sein. Wegen der Verbreiterung der Bim-Trasse wird die danebenliegende vierspurige Triesterstraße wohl schmäler werden – jedenfalls sehen das die Pläne so vor. Das Tempolimit auf der Straße werde dann von nun 60 auf 50 gedrosselt. (red, APA, 26.3.2022)