Mark Vande Hei soll am Mittwoch nach 355 Tagen und 5.680 Erdumrundungen von der ISS zurückkehren.

Foto: Nasa

Vor wenigen Tagen hat Mark Vande Hei Geschichte geschrieben. Der 55-jährige Nasa-Astronaut befindet sich seit dem 9. April 2021 auf der Internationalen Raumstation (ISS), länger als alle anderen US-Raumfahrenden vor ihm. In dieser Zeit hat Vande Hei Weltraumgemüse angebaut, medizinische Studien durchgeführt und Speisegewohnheiten der ISS-Bewohner analysiert.

Der brisanteste Teil seiner Rekordreise steht aber erst bevor – es ist ausgerechnet der Rückflug. Vande Hei soll am Mittwoch gemeinsam mit zwei russischen Kosmonauten zur Erde fliegen: mit einem russischen Sojus-Raumschiff.

Eigentlich reine Routine – viele Amerikanerinnen und Amerikaner wurden schon von der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos befördert. Doch diesmal ist alles anders. Während Vande Heis Mission hat sich die geopolitische Lage fundamental geändert, der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat auch für die Raumfahrt Folgen. Inmitten der Spannungen wird aus dem Flug ein diplomatischer Drahtseilakt.

Eiszeit im Weltraum

Nahezu alle Kooperationen westlicher Länder mit Russland im Weltraum wurden gestoppt. Die letzte Bastion der Zusammenarbeit ist die ISS, die gemeinsam von den USA, Russland, Europa, Japan und Kanada betrieben wird und einst symbolhaft für das Ende des Kalten Kriegs stand.

Eine operative Trennung ist bei dem Megaprojekt im Erdorbit kaum denkbar, sie würde wohl das endgültige Aus der ISS bedeuten, die seit mehr als 20 Jahren durchgängig bewohnt ist und an die 100 Milliarden Euro gekostet hat. Das wollen bisher alle Beteiligten vermeiden – auch wenn Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin in den vergangenen Wochen indirekt damit drohte.

Kein Taxi-Tausch

Spekulationen, dass Vande Hei anstatt mit der russischen Sojus mit einem Raumschiff der US-Firma Space X heimfliegen könnte, wiesen Nasa und Roskosmos zurück: Verpflichtungen betreffend die ISS würden eingehalten, der Betrieb soll weitergehen. Das dürfte neben diplomatischer Willensbekundung aber auch praktische Gründe haben: Vande Hei wurde nicht für den Flug mit Space X trainiert und hat auch keinen passenden Raumanzug des Unternehmens.

Der in Virginia geborene Raumfahrer, der wie einer seiner russischen Mitreisenden einen militärischen Hintergrund hat, soll Mittwochmittag in der kasachischen Steppe landen. Dort soll ihn ein Nasa-Team abholen und rasch in die USA bringen, wo erst einmal Erholung auf den Astronauten wartet. Nach einem turbulenten Jahr in der Schwerelosigkeit samt angespanntem Rückflug wird er sie brauchen. (David Rennert, 28.3.2022)