Gesa Bering und Stephan Dorn (li.) fragen sich, wie die Welt am besten Sinn macht.

Barbara Pálffy

Physik und Mathematik waren nie so schön wie bei der Premiere von Fliegen ist die beste Superkraft des Duos Dorn°Bering im Theater Drachengasse. Gesa Bering und Stephan Dorn fragen sich, wie die Welt am meisten Sinn macht. Ergebnis: Sie wäre ideal ohne Schwerkraft. Ohne Schwerkraft würde angeblich die Weltformel funktionieren und könnte sich ein Tischtennisball mal in aller Ruhe die Lage von oben beschauen.

Apropos Weltformel. Physiker sind seit jeher um diese ominöse Theorie für alles bemüht – sie wäre so praktisch! Werner Heisenberg war 1958 knapp dran. Und damals, im Hörsaal von Göttingen, beginnt mit einem imaginativem Kraftakt auch der leichtfüßige Abend. Die Gleichung aus Gamma My, Delta Psi und Co hat damals nur so Krach gemacht.

Leere Matrize

Natürlich geht ein Schwerkraft-Brainstorming nicht ohne Luftikus Superman. Sein zum Flattern gebrachter roter Umhang ist einer der schönsten und erhebendsten Anblicke des konzisen Abends. Er treibt kapitelweise seine Gedanken von Physik weiter in Richtung Philosophie und Ethik und retour zu Mathematik. Ein dramaturgischer Höhenflug, der übers Hintertürl auch von Moral handelt: "Sich Mutter Teresa als Beispiel nehmen – gut / Sich Mutter Teresa als Geisel nehmen – schlecht".

Fliegen ist die beste Superkraft findet vor einem Rasterbühnenbild (von Mira König) statt und funktioniert wie eine leere Matrize. Vor dieser entstehen nach dem Motto "wenig Optik, viel geistiges Auge" beim Erzählen immer neue Szenen. Im Bühnenhintergrund gibt dann und wann Heisenberg wie in Platons Höhle Laut. Die Assoziationen sind dicht gestreut. Superkräfte machen etwa auch Probleme. Das Exemplar eines ungustiösen Übermenschen wird kurz vor Schluss noch vorstellig. Tolle 70 Minuten. (Margarete Affenzeller, 30.3.2022)