Autonom fahrende Autos klingen ziemlich verlockend und nach aktuellem Stand der Forschung und Entwicklung auch nicht mehr nach Zukunftsmusik. Aber ob und wie rasch solche Transportmittel das Verkehrswesen revolutionieren werden, hängt nicht nur von technologischen Faktoren ab. Eine wesentliche Rolle wird die Akzeptanz seitens künftiger Nutzer und Nutzerinnen spielen.

Um Angebote zu entwickeln, die von Menschen auch angenommen werden, muss man allerdings zuerst einmal herausfinden, was genau die potenziellen Fahrgäste wollen und was sie nicht wollen. Vor diesem Hintergrund haben Forschende von Salzburg Research in einer Studie das subjektive Sicherheitsempfinden von Nutzerinnen und Nutzern eines autonom fahrenden Shuttlebusses untersucht. Die Studie war ein Teil des dreijährigen Digibus-Projekts, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert wurde.

In der Salzburger Gemeinde Koppl zieht seit Frühjahr 2017 der fahrerlose Digibus seine Runden. Der Minibus ist das erste Gefährt seiner Art, das auf öffentlichen Straßen fahren darf.
Foto: Salzburg Research / Wildbild

Das Projekt hat sich mit autonomem Fahren aus Sicht des öffentlichen Personennahverkehrs auseinandergesetzt. Ein Aspekt war die Frage, unter welchen Bedingungen sich die Passagiere in autonomen Shuttle-Fahrzeugen sicher fühlen beziehungsweise wie man deren Sicherheitsgefühl erhöhen kann. Die Ergebnisse der Forschung sind kürzlich im Open-Access-Journal "Future Transportation" erschienen.

Minibus auf Salzburgring

An der empirischen Erhebung nahmen 16 Freiwillige teil. Alle von ihnen durchliefen vier Szenarien in einem realen autonomen Testfahrzeug. "Das österreichische Recht schreibt vor, dass auf öffentlichen Straßen immer ein Fahrer an Bord sein muss, selbst wenn er gar nichts tut", sagt Claudia Luger-Bazinger, die als Innovationsforscherin bei Salzburg Research die Studie leitete. "Wir wollten aber echtes autonomes Fahren ausprobieren."

Deshalb fanden die Testfahrten im geschützten Bereich der Rennstrecke Salzburgring statt. Als Testfahrzeug kam ein elektrisch angetriebener Kleinbus vom Typ EZ10 des französischen Herstellers EasyMile zum Einsatz. Der Bus bietet Raum für maximal zwölf Personen, davon sechs Sitz- und sechs Stehplätze. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h, die im Test aber auf die Hälfte reduziert wurde.

"Eine ruhige, ruckelfreie Fahrt trägt positiv zum Sicherheitsempfinden bei." Claudia Luger-Bazinger

Im ersten der vier Szenarien mussten die Teilnehmenden allein im Bus fahren, im zweiten mit einer anderen Person gemeinsam. Das dritte Szenario untersuchte, wie die Passagiere auf das Übersteigen der Fahrgastkapazitätsgrenze reagieren. Steigen sie in ein bereits überfülltes Fahrzeug ein, oder steigen die Insassen eines bereits vollen Fahrzeugs aus, wenn weitere Passagiere zusteigen? Das vierte Szenario simulierte einen Nothalt aufgrund eines technischen Gebrechens. Vor und nach jeder Testfahrt beantworteten die Teilnehmenden zwei Fragen: Welche Faktoren ihr subjektives Sicherheitsempfinden allgemein beeinflussen und welche Faktoren es spezifisch erhöhen würden.

Ruckelfreie Fahrt

Die Antworten wurden kategorisiert und statistisch ausgewertet. "Besonders hervorgehoben wurde der Fahrstil des Fahrzeugs", nennt Luger-Bazinger ein Hauptresultat. "Eine ruhige, ruckelfreie Fahrt trägt positiv zum Sicherheitsempfinden bei." Überraschenderweise wurde fast ebenso häufig ein grundsätzliches Vertrauen in Technologie genannt. Weitere Einflussfaktoren sind die Ausstattung des Fahrzeugs, der zur Verfügung stehende Platz sowie die freie Sicht nach draußen.

Weitgehende Einigkeit herrschte bei den Testpersonen darüber, was die gefühlte Sicherheit erhöhen könnte. Mit Abstand am häufigsten wurde hier die Möglichkeit genannt, Audio- oder Videokontakt mit einer von menschlichen Mitarbeitern besetzten Leitzentrale aufzunehmen. Als besonders wünschenswert wird diese Option in Situationen unerwarteter Aufenthalte und bei Notfällen empfunden. Aber auch im Fall von Belästigungen durch andere Passagiere.

Während die Bedeutung eines ruhigen Fahrstils mit fortschreitender Dauer der Testfahrten sukzessive abnahm, was als ein Zeichen für die zunehmende Vertrautheit mit dem Fahrzeug gedeutet werden kann, galt das nicht für den Wunsch nach Kontaktmöglichkeiten. "Auch wenn die Technik sehr weit fortgeschritten ist, im Notfall wünscht man sich, dass ein Mensch erreichbar ist", sagt Luger-Bazinger. (Raimund Lang, 8.4.2022)