Soll viele Wünsche erfüllen: Bildungsminister Martin Polaschek von der ÖVP.

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Eine "finanzielle Anerkennung" für einen "außergewöhnlichen Einsatz": Einmalig 500 Euro hat das Bildungsministerium den Direktorinnen und Direktoren sowie Administratorinnen und Administratoren aller Schulformen als Bonus für zwei Jahre Pandemie versprochen. Schließlich bedeuten die Sicherheitsmaßnahmen gegen das Virus einen erheblichen Mehraufwand – vom Testregime bis zu oft sehr kurzfristig geänderten Regeln.

Doch die Führungskräfte fühlen sich nicht erst seit der Corona-Krise unter Druck. Das geht aus einem als "Hilferuf" konzipierten offenen Brief an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hervor. Der Tenor: Schulleitungen seien derart mit Verwaltungskram eingedeckt, dass für ihre eigentliche Aufgabe – die Qualität der Schule nach vorne zu bringen – zu wenig Zeit bleibe. "Wir haben so viele administrative Aufgaben, die unseren pädagogischen Job eigentlich nicht mehr zulassen", klagt eine Volksschuldirektorin. Die Leiterin einer Mittelschule berichtet: "Ich kopiere tonnenweise – schade um meine gute Ausbildung."

Unattraktive Chefposten

Das Schreiben ist Ausfluss einer Studie der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion Wien, für die 40 schulische Führungskräfte interviewt wurden. Die Direktorinnen und Direktoren fühlen sich demnach nicht nur administrativ überlastet, sondern auch im Handlungsspielraum eingeschränkt. Mittlerweile sei der Job so unattraktiv, dass es oft keine oder nur wenige Bewerbungen für Leitungsposten gebe.

"Eine unglaubliche Verschwendung der Zeit hochqualifizierter Führungskräfte" nannte Studienleiter Roland Bernhard im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag den Status quo. Ganz oben auf der Wunschliste steht folglich Unterstützungspersonal, um Direktorinnen und Direktoren Verwaltungsarbeit abzunehmen. Überdies brauche es ein mittleres Management an den Schulen zur Förderung der Qualität, mehr Autonomie bei der Gestaltung des Schulalltags sowie ein eigenes, attraktiveres Dienstrecht für die Führungsebene.

Gesäter Neid

Vertreter der Lehrerinnen und Lehrer richten dem Bildungsminister etwas anderes aus. Der Corona-Bonus für die Direktorinnen und Direktoren sei eine Farce, urteilen die Unabhängigen Lehrergewerkschafter*innen: Polaschek zeige damit, "dass ihm nichts anderes einfällt, als das Bildungspersonal gegeneinander auszuspielen". Nicht nur die Führungskräfte, auch die Lehrpersonen und Elementarpädagoginnen seien von der Pandemie belastet, empört sich die Interessenvertretung: "Dieses Säen von Neid macht viele wütend."

Genauso sieht das die SPÖ. Ein Bonus nur für die Führungseben spalte die Schulen, kritisiert Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler: "Eine Schule funktioniert ohne Lehrerinnen und Lehrer nicht." (Gerald John, 7.4.2022)