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Dua Lipa (Bild) und Billie Eilish sind eher nicht kompatibel.

Foto: Getty Images/Jamie McCarthy

Alles hätte so schön werden können, erzählt Freundin Sue. Er, ein charmanter Großstadtcowboy. Machte gute Witze, kannte die besten Pizzerien der Stadt. Beim dritten Date war klar: Seine Küsse schmeckten so toll wie der Wein. Ein paar Tage später übernachtete Sue zum ersten Mal bei ihm.

"Der Morgen danach ist immer tricky, das kennt man ja", seufzt sie. Klar, man hat schon ein bisschen was erlebt. Doch damit hatte Sue nun wirklich nicht gerechnet: Gegen zehn Uhr Vormittag sprang Mister Cowboy aus dem Bett, schritt zu seiner Musikanlage und warf den CD-Player an. "Und? Wo lag das Problem?", frage ich. "Auf voller Lautstärke schallte Morning has broken von Cat Stevens durch den Raum." Oh Lord. Nichts gegen Evergreens, aber ...

Die falschen Songs

Warum am Morgen danach nicht einfach Jonny Cash? Und wenn schon Cat, hätte es nicht auch die gute Cat Power getan? Sue und ich sind uns einig: Es müsste einen Geigerzähler für Kitsch geben. Ein Gerät, das Stromschläge verteilt, wenn es in Richtung Multiplex-Gefühlspathos oder "zu Tode gehört" geht. Aber was wissen wir schon.

Hat man nicht auch schon oft genug selbst einen Liebeskandidaten mit Flamenco-Nummern oder allzu französisch gehauchten Chansons verstört? Sobald es um Sex geht, um Liebe und um die ganze Action im Spannungsfeld dazwischen, scheint jeder andere Gegensatz leichter überwindbar zu sein: Fixie gegen Ford? Raucher gegen Nichtraucher? Veganista gegen Schnitzel-House? Irgendwo trifft man sich immer, wenn das Feuer grundsätzlich stimmt.

Kenne deine Listen

In Nick Hornbys Roman High Fidelity macht der Protagonist ständig Listen. Seine Top Five der besten Singles aller Zeiten, der besten Filme, der besten Begräbnissongs, seiner Traumjobs.

Es gibt auch die Liste seiner Ex Penny Hardwick. Ihre Top-Schallplatten-Heroes: Carly Simon, Carole King, James Taylor, Cat Stevens und Elton John woraus klar hervorgeht, warum es mit den beiden nichts werden konnte. Merke: Beim Musikgeschmack, da hört sich jeder Spaß auf.

High Reality

Sollten Sie also wieder einmal in Versuchung kommen, ein Gegenüber wegen ihres (seines) Aussehens oder wegen seiner (ihrer) sexy Sprüche zu mögen. Sparen Sie sich Blutgruppen- und Sternzeichenanalysen. Vergleichen Sie vorab lieber Ihre Listen.

Falls Sie Arcade Fire mögen, machen Sie einen Maximal- Bogen um Fans von U2. Und falls Sie auf Songtexte von Billie Eilish stehen, werden Sie niemals mit jemandem glücklich sein, der Dua Lipa für eine ernstzunehmende Künstlerin hält. (Ela Angerer, RONDO, 16.4.2022)