Die Pläne, Wien in den bewohnten Bereichen praktisch flächendeckend zur Kurzparkzone zu machen, waren seit Juni des Vorjahres bekannt. Im März dieses Jahres trat die Regelung in Kraft. Diese hatte auch massive Auswirkungen auf tausende Pendlerinnen und Pendler, die bis dahin mit dem Auto nach Wien kamen. Dass Autofahrer auf der Suche nach Gratisdauerstellplätzen nun nach Niederösterreich ausweichen, kann die Umlandgemeinden also nicht überrascht haben.

Einige Orte legten es dennoch darauf an. Sie ließen sich zuerst ihre Straßen in räumlicher Nähe zur Metropole oder zu Umsteigemöglichkeiten in Öffis vollparken. Und sie reagierten erst dann, als Anrainerinnen und Anrainer wütend wurden, weil diese dort keine Parkplätze mehr fanden. Von einer weitsichtigen, gesteuerten Planung keine Spur – da muss sich auch das Land Niederösterreich an der Nase nehmen.

Dabei war der Dominoeffekt der Causa Parkpickerl aus Wien bekannt. Vom Zentrum ausgehend fielen die Steine, bis nach zahlreichen Fleckerlteppichlösungen ein wienweites Kurzparkzonenmodell stand. Das Ganze dauerte 29 Jahre.

Wien wurde in den bewohnten Bereichen flächendeckend zur Kurzparkzone.
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Autopendler fernhalten

Nun müssen die Umlandgemeinden darauf reagieren: Um Autopendler fernzuhalten, die es auf Gratisstellplätze zum Umsteigen abgesehen haben, kommt kaum ein attraktiver Ort im Speckgürtel ohne Kurzparkzonen aus. Und jene Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die gedacht haben, dass mit einer kleinen Parkpickerlzone alles getan ist, müssen nun mühsam nachbessern – und nach nur wenigen Wochen ausweiten. Weil, eh schon wissen: Der Verdrängungseffekt wirkt. Die Lehren aus Wien gingen im Speckgürtel meist ins Leere.

Irgendwo müssen freilich die Pendlerinnen und Pendler parken. Sie müssen zu ansprechenden, organisierten Park-and-Ride-Anlagen geleitet werden. Darauf sollte die Anstrengung Niederösterreichs gerichtet werden. Knapp 42.000 Stellplätze gibt es derzeit, davon rund 32.000 im Wiener Umland. Kapazitäten sollten hier noch vorhanden sein. Und wenn einzelne Anlagen ausgelastet sind, muss eben weiter ausgebaut werden.

Damit verbunden wäre aber auch ein notwendiger Fokus auf den massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs: mit Taktverdichtungen und neuen Linien. Hier sollten Bundesländergrenzen keine Rolle mehr spielen. Dass ab 2025 eine Straßenbahn zwischen Simmering und Schwechat verkehren soll, ist: eine leiwande Sache. (David Krutzler, 26.4.2022)