Vizekanzler Werner Kogler beim Bundeskongress der Grünen am 30. April.

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Sie werden es ihm ewig danken. Der Eintrag im Geschichtsbuch der österreichischen Grünen wird gemessen an seinen gefürchteten weitschweifenden Monologen wohl sehr ausgiebig sein – zu Recht. Werner Kogler, der grummelnde Retter der österreichischen Grünen, verkörpert geradezu den – Seneca zugeschriebenen – Spruch: "Per aspera ad astra" – durch den Nebel, durch das Ungemütliche, durch Mühsal zu den (grünen) Sternen.

Phönix aus der grünen Asche

Kogler hatte die Grünen aufopfernd – auch mit eigenem finanziellem Risiko – nach dem Rausflug aus dem Parlament 2017 ins Oppositionstal der Tränen geführt, um zwei Jahre später wie der Phönix aus der grünen Asche aufzusteigen und mit dem letztlich implodierten ÖVP-Fixstern Sebastian Kurz eine Koalition zu schmieden. Seit aber die Truppe um Werner Kogler diesen süßen Nektar der Macht geschmeckt hat, wurde die Partei schmiegsam und pragmatisch. Früher unverrückbare grüne Positionen wurden auf dem Altar der Koalition mit den Türkisen geopfert.

Konsolidierung der grünen Bewegung

Koglers großes Verdienst ist die Konsolidierung der grünen Bewegung. Er hat ihr wieder Selbstbewusstsein eingehaucht – wie sie am Villacher Parteitag mit viel Selbstbeweihräucherung zelebrierten – und sie regierungsfähig gemacht: bis an die Grenze der Selbstaufgabe. Genau das kann sich bei kommenden Wahlen schwer rächen. Von den Sternen kann es wieder schnell zurückgehen ins Tal der Tränen. (Walter Müller, 2.5.2022)