Volkstheater-Direktor Kay Voges präsentierte das Programm der nächsten Saison, in der er zum Auftakt "Faust" inszeniert.

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Mit Luk Perceval (Rom, ein Shakespeare-Großprojekt), Leander Haußmann (Der eingebildete Kranke) und Jonathan Meese (Barrier Reef) bietet das Volkstheater in der kommenden Spielzeit große Namen auf. Für zusätzlichen kurzzeitigen Glanz sorgen, wie bei der Pressekonferenz am Dienstag verkündet wurde, Werner Herzog (Lesung zum 80. Geburtstag) und US-Künstler Paul McCarthy, der an vier Abenden sein Projekt NV / Night Vater vorstellt. Zusammen mit drei Inszenierungen von Kay Voges, der die Saison am 24. 9. mit einem als Fotoshooting konzipierten Faust eröffnet, ergibt das im Haupthaus eine 80-Prozent-Männerquote. Das kann man sich auch nur mehr in Österreich leisten.

Apokalypse Miau

Zwei Regisseurinnen mischen mit: Die Chilenin Manuela Infante widmet sich in der Uraufführung Black Flame dem Thema Erdöl, und nachgetragen wird das verschobene In den Alpen / Après les Alpes in der Regie von Claudia Bossard. Die in wenigen Tagen mit der Volkstheater-Produktion humanistää! zum Theatertreffen Berlin geladene Regisseurin Claudia Bauer sei erst wieder für 2023/24 zu kriegen, so Voges bedauernd.

Der Spielplan deckt Umwelt- und Endzeitthemen ab, dies aber mit Unterhaltungswert, wie man betont. Sascha Hawemann widmet sich als zweitem Rohstoff-Stück dem Roman Öl! von Upton Sinclair. Sebastian Baumgarten inszeniert Der Würgeengel nach Luis Buñuels Film, und Voges erarbeitet neben Becketts Endspiel auch eine Weltuntergangskomödie namens Apokalypse Miau (die Welt geht unter, während die Destroy-Preise (sic!) vergeben werden).

Auf den Nebenspielstätten geben Christine Gaigg und Markus Öhrn ihre Volkstheater-Debüts – Erstere mit der Uraufführung Rote Sonne nach dem Film von Rudolf Thome aus dem Jahr 1970. Öhrn setzt seine Auseinandersetzung mit häuslicher Gewalt fort und bringt Szenen einer Ehe nach Ingmar Bergman zur Premiere. Ed. Hauswirth inszeniert eine Bühnenfassung von Annie Ernaux’ Roman Scham. Laura N. Junhanns bringt die Stückentwicklung Die Cousinen zur Uraufführung, und die Gruppe Fronte Vacuo bekommt eine zweijährige Künstlerresidenz.

Buchen Sie Abos!

Das von Calle Fuhr verantwortete Volkstheater-Bezirke-Programm hat einen Wechsel hin zu Rechercheprojekten unternommen und eröffnet am 30. September die Uraufführung Wien’s Anatomy, die in der Regie von Karen Breece das österreichische Gesundheitssystem unter die Lupe nimmt. Charlotte Sprenger widmet sich dem von einer Wiener Drogenbaronin handelnden Text Ich bin alles von Magda Woitzuck. Fuhr selbst inszeniert Bilder deiner großen Liebe nach Wolfgang Herrndorf und setzt in Die Redaktion (AT) die Zusammenarbeit mit der Plattform Dossier fort. Doris Weiner erhielt die Ehrenmitgliedschaft des Hauses.

Die laufende Spielzeit war künstlerisch erfolgreich, einnahmenseitig allerdings nicht. "Wir haben zu wenige Abonnenten, buchen Sie Abos!", so der Direktor animierend. Man habe die derzeit bei nur 47 Prozent liegende Auslastung aber frühzeitig mit unter anderem Kurzarbeit abgefedert, so der kaufmännische Geschäftsführer Cay Urbanek. Das Budget würde damit bis Saisonende nicht überspannt werden. (Margarete Affenzeller, 10. 5. 2022)