In harten Zeiten auf sich allein gestellt: Elisabeth (Lisa Schrammel).

Foto: Anna Stöcher

"Jeder Mensch hat einen Sinn", heißt es bei Ödön von Horváth, gerade weil die Gesellschaft, die er in seinen Werken zeichnet, immer wieder am Gegenbeweis arbeitet. Eine geschundene junge Frau steht im Zentrum von Glaube Liebe Hoffnung. Um alle drei ist es schlecht bestellt: Ein kleiner Betrag für einen Gewerbeschein, um sich mit Damenwäschehandel selbstständig zu machen, ist für Elisabeth unerreichbar. Sie besorgt sich Geld für das Nötigste und wird infolgedessen auch noch zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, was ihr nun die Ehe mit einem Polizisten verbaut.

Im für seine Überschreibungen von Klassikern bekannten Theater an der Gumpendorfer Straße gesellt Regisseur Georg Schmiedleitner Elisabeth (Lisa Schrammel) zum Anfang eine Gruppe von Arbeitslosen bei. Sie klagen über leere Tage, Antriebslosigkeit, mangelnde Unterstützung. Im weiteren Verlauf verschneiden die eineinhalb Stunden Horváths Sozialdrama mit der aufgesetzten Heiterkeit von Fernsehshows (Georg Schubert als Showmaster). Elisabeth muss einer Gruppe von potenziellen Investoren ihr Businessmodell unterbreiten. Kann sie diese überzeugen? Solche Verweise holen das Stück von 1933 näher ans Heute.

Mit Körpereinsatz und Karacho

Tipps zum Geldsparen (Campen statt Hotel, pinkeln beim Duschen) gibt’s gratis dazu. Schmachtende Songs von Udo Jürgens und Vicky Leandros konterkarieren den Teufelskreis mit etwas Hoffnung – Schrammel nimmt ihnen den ärgsten Kitsch. Mit Körpereinsatz und Karacho gespielt, gelingt hier ein greller Abend (Ausstattung: Stefan Brandtmayr), der jede Rolle markant gestaltet: die Amtsgerichtsratsgattin (Petra Strasser) im Teddypelz ebenso wie die laszive Dessoushändlerin (Michaela Kaspar), den Präparator mit "Hund" (Jens Claßen) und den spielzeugsoldatenhaft braven Jungpolizisten (Andreas Gaida). (wurm, 11.5.2022)