Es könnte so einfach sein. Die Universitätenkonferenz nominierte etwa den renommierten wie kritischen Digitalrechtler Nikolaus Forgó für den ORF-Publikumsrat – ein potenzieller Booster an Sachkompetenz für Zukunftsfragen für das Gremium, das auch sechs Plätze im entscheidenden Stiftungsrat zu vergeben hat. Die Medienministerin entschied sich für einen anderen, in der Genetik renommierten Wissenschafter mit deutlicher ÖVP-Nähe. Nur ein vielsagendes Beispiel.

Medienministerin Raab entschied sich für den Wissenschafter mit ÖVP-Nähe.
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Regierung, Länder, Parteien entsenden ehemalige Ministersekretäre, Parteimanager und Kommunikationsberater in das oberste ORF-Gremium, die sich zu parteipolitischen Freundeskreisen zusammenfinden und sich dort eher nicht nur sachlich abstimmen.

Manche wollen Parteiinteressen vertreten, manche ihre eigenen Geschäftsinteressen mit dem ORF. Doch viele von ihnen sind kompetent in der Sache. Viele von ihnen sind glaubhaft interessiert am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, einige gar an unabhängiger, kritischer Information. Und doch ordnen viele ihr – vermutlich besseres – Wissen einer Parteiräson unter. Das ist keine Spezialität der heutigen Mehrheitspartei im Stiftungsrat, der ÖVP. Die SPÖ hätte 2011 Österreichs weltbesten Medienmanager Gerhard Zeiler für den ORF haben können und entschied sich für eine sichere Variante.

Es wäre Zeit für Medienpolitik statt Politik mit Medien. (Harald Fidler, 19.5.2022)