Ein graziler Weißwein ohne Firlefanz: Weißer Schiefer Welschriesling 2019
Foto: Christina Fieber

Jahrzehntelang fristete der Welschriesling ein kümmerliches Dasein – als seelenloser Jausenwein von fragwürdiger Provenienz, am Fließband gefertigt – so resch wie geschmacksbefreit. Nun soll er eine Renaissance erleben: Schon seit Jahren produzieren mitunter die besten Winzer des Landes Welschriesling mit Klasse – freilich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Kaum jemand traute dem falschen Riesling über den Weg.

Uwe Schiefer, gefeierter Purist aus dem Südburgenland, zeigt, was die weiße Sorte draufhat: Die Trauben kommen von bis zu 60 Jahre alten Rebstöcken aus besten Schiefer- und Quarzlagen auf dem Eisenberg, werden spontan vergoren und bleiben 19 Monate auf der Vollhefe. Eine erstklassige Behandlung, die man dem Welschriesling andernorts oft nicht gönnt. Keine Intervention im Keller, bloß umgesetzt, was von der Natur kommt.

Was simpel klingt, ist vielmehr die Königskategorie: weglassen, vornehm zurückhalten, aber zum richtigen Zeitpunkt das Richtige machen. Uwe Schiefer scheint das im Blut zu haben. Was dabei rauskommt: ein graziler Weißwein ohne Firlefanz, rasant und hocharomatisch. (Christina Fieber, RONDO, 4.6.2022)