Debatte um die "Sendung mit der Maus" und Co.

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Vergangene Woche wurde in der deutschen Tageszeitung "Die Welt" ein Meinungsbeitrag veröffentlicht, der im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine angebliche "Transgender-Ideologie" kritisiert. Öffentlich-rechtlichen TV- und Onlineformaten, etwa "Funk", wurde in dem Beitrag von fünf Gastautor:innen "Ideologisierung" bei Genderthemen vorgeworfen, und die "Redaktionen und Intendanten" wurden zum "Umsteuern" aufgefordert.

Konkret wurde etwa einem Meinungsbeitrag von ZDF zu "Hass und Gewalt gegen Queere" vorgeworfen, mit "zweifelhaften Zahlen über eine angeblich hasserfüllte, LGBTQ-feindliche Gesellschaft" zu hantierten. Ebenso seien Beiträge über Transgeschlechtlichkeit, Pronomen und ein Interview mit einem Vergewaltigungsopfer eine "tendenziöse Berichterstattung" und "Begriffsverwirrung".

Ein von den Gastautor:innen erwähnter und kritisierter Beitrag wird mit der Aussage einer interviewten Frau eingeleitet, die bei einer Demonstration darüber spricht, dass sie Sex zwischen Männern abstoßend finde – dennoch schreiben die Gastautor:innen von einem "angeblichen Hass" auf queere Menschen und dass mit solcherart Beiträgen Jugendliche "aufdringlich sexualisiert" würden. Es müsse wieder "neutral" und "wahrheitsgemäß" berichtet werden, so die Autor:innen in der Tageszeitung, die zur Springer-Gruppe gehört. Darüber, was thematisiert werden dürfe und was nicht, machten sie allerdings keine Angaben. Jedenfalls gehöre auch eine "Sendung mit der Maus" nicht dazu, die mit dem Titel "Erik ist jetzt Katja" über die Lebensgeschichte einer Transfrau berichtete.

Der Beitrag in der Tageszeitung brachte viel Kritik hervor, in sozialen Medien wie von NGOs, die sich für die Rechte von LGBTIQ-Personen einsetzen.

Die queere Jobmesse Sticks & Stones reagierte auf den Gastbeitrag damit, den Springer-Konzern von der Messe auszuladen. Am Wochenende hat Springer-Vorsitzender Mathias Döpfner auf den "Welt"-Beitrag und die Kritik reagiert. Döpfner hat in einem öffentlichen Brief an die Mitarbeiter:innen den Text inhaltlich als "unterirdisch" bezeichnet. Er sei zudem ressentimentgeladen und nicht "weit entfernt von der reaktionären Haltung Homosexualität ist eine Krankheit". Ob es falsch war, den Beitrag zu veröffentlichen, sagt Döpfner nicht. Allerdings verweist er darauf, dass es ein Gastbeitrag war, weshalb er auch die Ausladung von der Jobmesse kritisiert.

Unter dem Stichwort "Frühsexualisierung" gab es vergangene Woche auch in Österreich Proteste. Im Vorfeld einer Kinderbuchlesung im Rahmen des Pride-Monats wurde der Eingang des Veranstaltungsorts, eine Wiener Bücherei, zugemauert. Gelesen wurde dort aus Büchern, die Rollenbilder aufbrechen. Die Lesung von Dragqueen Candy Licous musste von Polizist:innen bewacht werden. (beaha, 7.6.2022)