Die Ära des Wiener Lustspielhauses von Adi Hirschal neigt sich offenbar dem Ende zu.

Foto: Katharina Schiffl

Unter dem Usernamen "nur noch zum speiben" kommentierte ein Poster im Juni 2004 einen STANDARD-Artikel über die kurz zuvor erfolgte Gründung des Wiener Sommertheaters von Adi Hirschal. Dem Schauspieler, Kabarettisten und Regisseur wurde vom damals amtierenden Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) die Inbetriebnahme des Wiener Lustspielhauses an der Adresse Am Hof mit 363.000 Euro ermöglicht.

Ein vielkritisierter Schachzug, denn er erfolgte partout vorbei an der damals frisch abgesegneten Theaterreform des Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und damit auch vorbei an Kuratorinnen und Juroren, die sich redlich Mühe gaben, eine sinnhafte und zukunftsträchtige Neuaufstellung der Wiener Bühnen und Kulturgelder vorzunehmen. Hirschals Worte "Ich danke dir, Michael" zählen zum Wortschatz Wiener Klüngelpolitik.

Kehraus mit "Tartuffe

Nach 18 Spielzeiten in der Innenstadt wird nun laut einem Artikel im Kurier der Geldhahn abgedreht. Zuvor soll der durch die Pandemie in die roten Zahlen abgedriftete Theaterverein noch von der Stadt mit 70.000 Euro entschuldet werden. Die entsprechende Entscheidung soll am 22. Juni im Gemeinderat getroffen werden. Laut Kurier brachen die Besucherzahlen ein, trotz einer Subventionserhöhung verzeichnete man zuletzt ein Minus.

Eine Tartuffe-Adaption von Autor Franzobel – mit Hirschal in der Rolle des gutgläubigen Orgon – soll in diesem Sommer vorläufig den Kehraus in der hölzernen Stecktheaterbühne machen, sofern sich nicht ein anderer Sponsor findet.

Sommertheater-Impresario

Bis dato glich das Lustspielhaus stets mehr einem Society-Event der gehobenen Stände denn einer mobilen Wanderbühne, als die es einer Wiener Tradition folgend ursprünglich vorgesehen war. Als dezentrale Einrichtung hätte das "Grätzeltheater" in allen Bezirken der Stadt Station machen sollen. Davon war nach drei Saisonen aber nicht mehr die Rede. Der Stadtrechnungshof stellte grobe Mängel fest, die Subvention wurde in der Folge empfindlich gekürzt.

An der Spitze des Ensembles befand sich über die Jahre immer Hirschal selbst, viele Male auch als Regisseur, sowie auch seine Tochter, die Schauspielerin Maddalena Hirschal, die im kommenden Schlusssommer auch für das Kostümbild verantwortlich zeichnet. Adi Hirschal hat sich in den letzten zwanzig Jahren zum multiplen Sommertheater-Impresario entwickelt.

Parallel zum Lustspielhaus hatte der gebürtige Innsbrucker bis 2008 auch die Intendanz des Theatersommers Haag inne und ist zudem bis heute Intendant des Kultursommers Laxenburg, wo er in diesem Jahr als Schauspieler im Einsatz ist. Das Laxenburger Stück heißt Der Guru oder der Weg ins Shangri La La La!, Erhard Pauer inszeniert. Dieses Selbstengagement bleibt dem 73-Jährigen erhalten. (afze, 9.6.2022)