Versiegelte Oberflächen in Großstädten speichern Wärme und führen zu extrem hohen Temperaturen.

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Wien – Eine rasche und stärkere Klimaanpassung in Österreichs Städten soll laut dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auch in den Bereichen Straße und öffentlicher Raum erfolgen. Ohne Bäume und Grünflächen heizen sich diese tagsüber massiv auf und kühlen auch in der Nacht nur gering ab, hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Bei Asphalt könnten durch die Sonnenstrahlung Temperaturen von über 60 Grad Celsius entstehen. Der VCÖ warnt zudem vor einer steigenden Zahl an Hitzetoten.

Angesichts der anhaltenden Hitzewelle – bis Freitag werden in Ostösterreich laut ZAMG Temperaturen im Bereich der 35 Grad erwartet – warnt der VCÖ unter Berufung auf statistische Daten vor der Gesundheitsgefahr. Laut Rettungsorganisationen gebe es an Hitzetagen um bis zu 20 Prozent mehr Einsätze und im Zeitraum 2003 bis 2012 waren laut Ages im Schnitt 240 Todesfälle pro Jahr auf Hitze zurückzuführen. Im Zeitraum 2013 bis 2020 waren bereits durchschnittlich 409 Hitzetote pro Jahr zu beklagen, womit in Österreich mehr Menschen an der Hitze sterben, als es Verkehrstote gibt – 359 betrug deren Zahl etwa im Jahr 2021.

Hitze schränkt ein

Für gesundheitlich beeinträchtigte und viele ältere Menschen bedeuten überhitzte Gehsteige und Plätze auch eine massive Einschränkung ihrer Mobilität, eine ausreichende Zahl an Bäumen würde hier Abhilfe verschaffen. Dort, wo es im Straßenraum lediglich Asphalt und parkende Autos gibt, bleibt es aber auch in der Nacht zu warm. "Parkende Autos heizen sich nicht nur innen massiv auf, sondern auch außen, unterhalb der abgestellten Autos bildet sich ein Wärmepolster. In der Nacht wird diese Wärme an die Umgebung abgegeben, es kühlt dadurch zu wenig ab", erklärte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Laut Statistik Austria ist in Österreich in der Nacht bereits jede fünfte Person durch die Hitze körperlich beeinträchtigt, in Wien sogar jede vierte Person. Viele Straßen in den Städten und Gemeinden würden nach wie vor so aussehen, als würde es die Klimakrise nicht geben. "Es ist allerhöchste Zeit, dass der öffentliche Straßenraum an die Erderhitzung angepasst wird", sagt VCÖ-Expertin Mosshammer.

Der Grünflächenanteil im Straßenraum ist stark zu erhöhen, fordert der VCÖ. Wenn im Straßenraum parkenden Autos mehr Platz gegeben wird als kühlenden Grünflächen und Bäumen, dann sei das in Zeiten der Klimakrise eine Gesundheitsgefahr für die Menschen. Während parkende Autos die Umgebung aufheizen, kühlen Grünflächen sie ab. Zudem können sie Regenwasser speichern und sorgen durch die Verdunstung zusätzlich für Abkühlung. (APA, red, 28.6.2022)