Monika Buttinger ist seit 22 Jahren als Kostümbildnerin tätig. Ihre aktuelle Arbeit war die Entwicklung des Kostümdesigns für den Kinospielfilm "Corsage" von Marie Kreutzer mit der Hauptdarstellerin Vicky Krieps, gedreht auf 35-Millimeter-Film. Darin wird das Leben der Kaiserin Elisabeth rund um ihren 40. Geburtstag, 1877, beleuchtet.

Buttinger hat dem Fotografen Robert Newald die Türen ihrer Werkstatt geöffnet und dabei über das "Gilded Age", das Filmprojekt und die damit verbundenen Herausforderungen für das Kostümbild berichtet.

"Gilded Age"

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit, in der über mehrere Dekaden das Miederschnüren besonders extrem gehandhabt wurde. Die Methode, wie man zur Zeit Elisabeths das Korsett geschnürt hat, hat den Körper der Trägerin unweigerlich deformiert, und man nahm erhebliche Schäden an Skelett und Weichteilen in Kauf. Mädchen aus besseren Kreisen wurden von jungen Jahren an auf eine Wespentaille hingetrimmt.

Das Zeitfenster, in dem der Film spielt, wird kostümgeschichtlich "Gilded Age" genannt. Dieses bezeichnet eine Damenmode, die schnitttechnisch keinen Millimeter Spielraum zwischen Haut und Stoff zulässt. Die Kleidung wurde buchstäblich wie auf den Körper gegossen angefertigt, was die Herstellung der Roben sehr aufwendig gemacht hat.

Mieder, das auch seelisch "bedrückt"

"Vicky Krieps hat mit ihrem Körper – sie ist groß, sehr schlank, hat relativ breite Schultern, eine schmale Taille – die besten Voraussetzungen für die angestrebte Sanduhrfigur geboten. Bei den Anproben haben wir uns dann step by step immer weiter angenähert und so von ihrer ohnehin sehr schmalen Taille nochmal weitere acht Zentimeter weggeschnürt. Spannende Herausforderungen für uns als Kostüm-Department waren auch Elisabeths sportliche Aktivitäten und in diesem Kontext der Umgang mit dem engen Korsett. Der Film zeigt sie unter anderem beim Fechten, bei der Gymnastik und beim Reiten im Damensattel. Für die Gymnastik haben wir beispielsweise ein sogenanntes Cording-Mieder kreiert, damit ihr Rumpf in alle Richtungen beweglich bleibt. Wir hatten eine tolle Korsettspezialistin aus Wien, Barbara Pesendorfer, die all diese Miederteile angefertigt und angepasst hat", berichtet Buttinger über die Herausforderungen bei den Kostümen.

Vicky Krieps hat immer wieder betont, dass der Druck, den das Mieder während der Dreharbeiten ausübte, sie auch seelisch irgendwie "bedrückte": "Man kann ja nicht einmal mehr richtig lachen und praktisch kaum essen."

120 Arbeitsstunden für ein Kleid

Insgesamt acht Schneiderinnen haben an den Kostümen für "Corsage" mehrere Monate lang gearbeitet. "Ich habe auch einheimische, sehr innovative Firmen ins Boot geholt und war mit diesen Kooperationen sehr glücklich. Für die Hüte konnte ich mit der Firma Mühlbauer eine eigene Minikollektion für den Film entwickeln. Das junge Taschenlabel Sagan hat alle prägnanten Täschchen angefertigt, und einige der Kleider haben wir aus den fantastischen Leinenstoffen von Leitner Leinen gearbeitet. Die Strickteile kamen von dem Label Rudolf. In einem Kleid stecken rund 120 Arbeitsstunden. Es benötigt sehr viel konzeptionelle und kreative Anstrengung, um das Kostümbild von 'Corsage' zu stemmen, aber als Kostümbildnerin kann man sich keine schönere und spannendere Aufgabe wünschen", sagt Buttinger.

Foto: Robert Newald
Auszug aus dem Kostümarbeitsbuch mit Skizzen und Anprobenfotos.
Foto: Robert Newald
Rückenansicht mit Seidenmoiré-Bändern: Anfertigung für Vicky Krieps.
Foto: Robert Newald
Auch dieses Reitkleid wurde für Vicky Krieps angefertigt.
Foto: Robert Newald
Detail für das Reitkleid.
Foto: Robert Newald
Details eines Originalkleides von 1875 wurden als historische Schnittvorlage verwendet.
Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald
Frontleiste mit Deko-Knöpfen.
Foto: Robert Newald
Shantung-Seidenkleid: Anfertigung für Vicky Krieps.
Foto: Robert Newald
Spezialanfertigung Astronautenhelm für den Film "Rubikon".
Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald

(Robert Newald, 7.7.2022)