In den letzten Jahren kannten die Preise für Wohnimmobilien nur eine Richtung: bergauf.

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Erst gab es mit Corona eine Gesundheitskrise, dann folgte mit dem Ukraine-Krieg eine Energiekrise. All das wirkt sich auf den Immobilienmarkt aus: "Der Ausnahme zustand ist der neue Normalzustand", fasste Matthias Reith von Raiffeisen Research bei einem Pressegespräch vor kurzem die Situation am Wohnimmobilienmarkt zusammen.

In der Vergangenheit haben die Preise am Wohnimmobilienmarkt in Krisenzeiten – Finanzkrise, Eurokrise, Brexit, Corona – stets noch einmal stärker angezogen. Ob die Inflation und die nun stetig steigenden Zinsen denselben Effekt haben, ist offen.

Zweigeteiltes Jahr

Noch geht es mit den Preisen österreichweit weiter bergauf. Um 3,7 Prozent haben sie im ersten Quartal des heurigen Jahres zugelegt. Das führt man bei Raiffeisen auf viele vor gezogene Käufe zurück. Denn nicht nur die Zinsen steigen, auch die Kreditvergabe wird ab August erschwert. Insgesamt rechnen die Experten zwar noch mit einem Immobilienpreisanstieg für das Gesamtjahr von mindestens acht Prozent.

Dennoch werde das Jahr zweigeteilt sein: Ab der zweiten Jahreshälfte werde es eine "langsamere Fahrtgeschwindigkeit" geben, auch weil die Leistbarkeit angesichts steigender Zinsen zum limitierenden Faktor wird.

Wie sich die Inflation auf den Immobilienmarkt auswirkt, hängt laut Reith von der Höhe der Inflation ab. In der Vergangenheit seien Wohnimmobilien "Inflationsgewinner" gewesen. Auch ob sich der Anstieg der Zinsen dämpfend auf die Preise auswirkt, bleibt abzuwarten: "Ein markanter Zinsanstieg wäre sicherlich ein Ereignis, das dem heimischen Immobilienzyklus ein Ende bereiten und eine Preiskorrektur auslösen könnte", sagte Casper Engelen von Raiffeisen Research. Nachsatz: "Ein übermäßiger Zinsanstieg erscheint uns aber unwahrscheinlich."

"Comeback des Bausparens"

Bei der Raiffeisen Bausparkasse beobachtete man in den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres jedenfalls mit mehr als 781 Millionen Euro einen starken Anstieg an Finanzierungen. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 674 Millionen Euro. Von Jänner bis Mai seien überhaupt schon so viele Finanzierungsanfragen eingegangen, wie sonst in einem "sehr guten" Gesamtjahr. Allerdings dürfte die Nachfrage im zweiten Halbjahr sinken.

Auch die Nachfrage an Finanzierungen für Umbauten und Sanierungen stieg bisher heuer deutlich, ebenso die durchschnittlichen Darlehenssummen für diesen Zweck. Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse, sieht ein "Comeback des Bausparens" gekommen, das in der Niedrigzinsphase weniger nachgefragt war. (zof, 30.6.2022)