"Die Situation ist angespannt", sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Er behält sich Nachschärfungen vor.

Foto: APA/MARTIN HÖRMANDINGER

In den Wiener Krankenhäusern und Pflegeheimen wird für das Personal demnächst die FFP2-Maske wieder durchgehend Pflicht. Weiters wird die Zahl der Besuche beschränkt: Pro Patientin oder Patient und Tag sind künftig nur noch drei PCR-getestete Besucherinnen oder Besucher erlaubt.

Das ist das Ergebnis der Beratungen von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit Fachleuten, die am Donnerstag im Rathaus stattgefunden haben. Die Verschärfungen sollen "so schnell wie möglich" verordnet werden, sagte Ludwig in einer anschließenden Pressekonferenz. "Die Situation ist angespannt, deshalb gehen wir unseren konsequenten Wiener Weg weiter."

Ludwig argumentierte die Rückkehr zu strengeren Sicherheitsvorkehrungen mit den steigenden Infektionszahlen. "Wir haben eine neue Situation, nämlich stark steigende Zahlen im Juli, im Sommer."

Diese würden den Niederschlag in den Spitälern finden, so Ludwig. Er und seine Expertinnen und Experten befürchten, dass es dort zu einer Überlastung kommen könnte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien auch selbst an Covid erkrankt, zudem beginne nun die Urlaubszeit. "Wir haben die Sorge, dass die Mitarbeiterinnen an ihre Grenzen kommen", erklärte Ludwig.

Über Verschärfungen bei den Besuchsregeln im Gesundheitsbereich war im Rathaus, wie berichtet, bereits im Vorfeld gemunkelt worden. Eine weitreichendere Maßnahme wäre eine Rückkehr der FFP2-Masken-Pflicht im lebensnotwendigen Handel, zu dem Supermärkte und Drogerien gehören, gewesen. Davon sieht man ab – zumindest noch.

Womöglich weitere Maßnahmen im August

Denn die nun gesetzten Verschärfungen sind für Ludwig lediglich ein erster Schritt. "Wir haben uns weitere Maßnahmen überlegt, die wir zum Einsatz bringen, wenn sich die Notwendigkeit stellen sollte. Ich gehe davon aus, dass das Ende August so weit sein wird." Um welche Maßnahmen es sich handeln könnte, wollte der Bürgermeister nicht verraten. Er sprach aber von "eingeübten Maßnahmen", die man schnell umsetzen könne.

Die aktuelle Phase ist laut Ludwig eine "sensible". Jetzt beginne die Reisezeit: "Viele Wienerinnen und Wiener fahren in andere Länder, gleichzeitig kommen Gäste zu uns. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus verbreitet, ist durch diese Reisetätigkeit gegeben", warnte der Stadtchef. Was das bedeute, zeige sich bereits auf den überlasteten Flughäfen.

Deshalb appellierte Ludwig auch an den Bund, sich an die gegenwärtigen Bedingungen "heranzuarbeiten". Das betreffe die Testmöglichkeiten – derzeit sind ja nur je fünf Gratis-Antigen- und -PCR-Tests pro Person und Monat zulässig – und die Notwendigkeit, die Bevölkerung rasch mit dem vierten Stich zu versorgen. Wien ist in Sachen Booster ja vorgeprescht: In der Bundeshauptstadt ist der vierte Stich für alle ab zwölf Jahren sechs Monate nach dem dritten Stich empfohlen und bereits nach vier Monaten möglich.

Strengeres Wien

Im Unterschied zum Rest Österreichs gelten in Wien bereits jetzt teils strengere Sicherheitsvorkehrungen. So wurde in der Bundeshauptstadt etwa die allgemeine FFP2-Masken-Pflicht in den Apotheken und in öffentlichen Verkehrsmitteln beibehalten.

Diese gilt in und außerhalb Wiens auch bei Besuchen in Spitälern sowie Pflegeheimen. Bei Letzteren muss in Wien zusätzlich ein negativer PCR-Test vorgelegt werden, in den anderen Bundesländern gilt hier die 3G-Regel.

Weiters dauert die Quarantäne in Wien einheitlich zehn Tage, ein Freitesten ist nach fünf Tagen möglich. In den anderen Bundesländern sieht es so aus, dass die Absonderung bereits ab dem fünften Tag automatisch beendet werden kann, sofern mindestens 48 Stunden davor keine Symptome mehr zu verspüren waren. Ludwig betonte am Donnerstag, an diesen Regeln festhalten zu wollen: Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hatte am Wochenende ein Ende der Corona-Quarantäne gefordert, der Bürgermeister erteilte dem eine Absage.

3.352 Neuinfektionen in Wien

Seit Mittwoch gab es in Wien 3.352 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Insgesamt verzeichnet die Bundeshauptstadt damit aktuell 46.530 aktive Fälle. Österreichweit wurden am Donnerstag 11.971 Neuinfektionen gemeldet. 1.024 Infizierte müssen im Krankenhaus behandelt werden, 63 davon auf Intensivstationen.

FPÖ kritisiert Verschärfungen

Als "gescheitert" bezeichnet FPÖ Wiens Landesparteiobmann Dominik Nepp den "Wiener Weg" von Bürgermeister Ludwig. "Wie sinnlos Ludwigs Corona-Alleingang ist, zeigt die Tatsache, dass trotz strengsten Regeln die Zahlen im österreichweiten Vergleich auf ein Rekord-Niveau gestiegen sind," kommentiert Nepp das aktuelle Infektionsgeschehen in Wien und warnt vor falschen Schlüssen. (Stefanie Rachbauer, 7.7.2022)