Tiktok sieht sich mit einer Klage kofrontiert.

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2020 ging die Corona-Challenge "viral".

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Bei der Skull-Breaker-Challenge kann es zu schweren Schädelverletzungen kommen.

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Nach dem Tod zweier Kinder bei der "Blackout-Challenge" haben ihre Eltern die Videoplattform Tiktok in den USA verklagt. "Tiktok muss für die Verbreitung tödlicher Inhalte an die beiden Mädchen zur Rechenschaft gezogen werden", so der Anwalt Matthew Bergman. Bei der Blackout-Challenge geht es darum, sich bis zur Ohnmacht zu würgen – ein achtjähriges Mädchen aus Texas sowie eine Neunjährige aus Wisconsin waren im vergangenen Jahr dabei ums Leben gekommen.

In der Klage, die in der vergangenen Woche bei einem Gericht in Los Angeles eingereicht wurde, wird Tiktok beschuldigt, die Blackout-Challenge "absichtlich und wiederholt" verbreitet zu haben.

"Tiktok muss für die Verbreitung tödlicher Inhalte an diese beiden jungen Mädchen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Matthew P. Bergman, Gründer des Social Media Victims Law Center (SMVLC), das die Familien der Opfer repräsentiert. "Tiktok hat Milliarden von Dollar investiert, um absichtlich Produkte zu entwickeln, die gefährliche Inhalte verbreiten, von denen das Unternehmen weiß, dass sie gefährlich sind und zum Tod der Nutzer führen können."

Tiktok bewirbt gefährliche Challenges

Der Algorithmus von Tiktok habe den Mädchen die Challenge vorgeschlagen, woraufhin diese sich zu Tode stranguliert hätten – eine mit einem Seil, die andere mit einer Hundeleine. Laut der Klage stünden auch Todesfälle bei Kindern in Italien, Australien und anderen Ländern mit dem Erstickungsspiel in Verbindung. Die Kinder sollen alle zwischen zehn und 14 Jahre alt gewesen sein.

Auf Tiktok gibt es zahlreiche Challenges, bei denen Teilnehmer zu gefährlichen Aktionen aufgefordert werden, bei denen sie sich filmen sollen, um die Videos dann ins Netz zu stellen.

Waschmittel essen, blind herumirren

Eine weitere gefährliche Challenge ist die "Skull-Breaker-Challenge", bei der Menschen beim Springen die Beine weggetreten werden, sodass sie nicht auf den Füßen landen, sondern stürzen und sich teilweise schwer am Kopf verletzen.

Zuvor ging die "Bird-Box-Challenge" in Anlehnung an den gleichnamigen Netflix-Film viral. Dabei verbinden sich die meist jugendlichen Userinnen und User die Augen und müssen bestimmte Aufgaben erledigen. Mehrere Personen wurden dabei verletzt, als sie "blind" spazieren gingen.

Anfang 2020 machte die "Corona-Challenge" auf Tiktok die Runde. Dabei filmten sich Jugendliche beim Ablecken von Türgriffen oder gar Toilettensitzen. Und erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden die gefährlichen Challenge-Trends im Jahr 2017, als Jugendliche Waschmittelkapseln zerkauten und die vermeintliche Heldentat filmten. Der Hersteller des Waschmittels sah sich gezwungen, vor dem Verzehr seiner Produkte zu warnen.

Tiktok, das dem in China ansässigen Unternehmen Bytedance gehört, reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Die Plattform blockiert mittlerweile Suchanfragen nach der Blackout- oder der Skull-Breaker-Challenge (siehe Screenshot). Stattdessen wird eine Warnung eingeblendet und darum gebeten, gefährliche Challenges zu melden. (pez, APA, 8.7.2022)