In Wien waren wie jedes Jahr die meisten Bewerberinnen gemeldet.

Foto: APA/EVA MANHART

Wien/Innsbruck – Für den Aufnahmetest zum Medizinstudium an den Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz sowie der Medizinischen Fakultät der Uni Linz am Freitag haben sich wieder zahlreiche Interessenten gefunden. Österreichweit waren knapp 16.000 Personen angemeldet, tatsächlich angetreten sind fast 12.000. Die Zahl der Studienplätze wurde heuer auf 1.850 erhöht, Forderungen nach einer weiteren Aufstockung ließ das aber nicht verstummen.

Im Vergleich zum Höchststand 2021 mit rund 18.000 Bewerbungen ist der Andrang also wieder gesunken. Das liege vor allem an den zurückgegangenen Anmeldungen aus anderen EU-Ländern, sagte die Vizerektorin für Lehre der Med-Uni Wien, Anita Rieder, bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Anita Rieder, Vizerektorin der Med-Uni Wien, über den Rückgang der Anmeldungen.
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In Wien waren wie jedes Jahr die meisten Bewerber gemeldet, 71 Prozent von ihnen haben ein österreichisches Maturazeugnis, 63 Prozent sind Frauen. Insgesamt stehen die Chancen auf einen Studienplatz heuer etwas besser als in den vergangenen beiden Jahren. Von den zusätzlichen Plätzen entstehen 70 in Linz, 20 in Wien und je zehn in Graz und Innsbruck.

Tests dauern acht Stunden

Das Aufnahmeverfahren dauert mit Mittagspause etwa acht Stunden. Abgeprüft werden das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, die Lesekompetenz und das Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten. Anders als 2021 war ein 3G-Nachweis für eine Teilnahme nicht mehr erforderlich, nach wie vor galt aber abgesehen vom eigenen Platz eine FFP2-Masken-Pflicht. Bei den Corona-Maßnahmen habe man mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt, sagte Vizerektorin Rieder. Die Teilnehmenden können in den Pausen den eigenen Platz verlassen, Mindestabstände sollen aber dennoch eingehalten werden.

Die Bewerberinnen und Bewerber müssen Fragen zu Mathematik, Physik oder Biologie beantworten. Aber auch Lesekompetenz und Textverständnis werden geprüft.
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Aus Anschlussbefragungen wisse man, dass viele den Test mehrfach machen würden. Etwa jede zweite Person besuche dafür einen Vorbereitungskurs, berichtete Rieder. Die vielfach kritisierten teuren Kurse seien aber keine Voraussetzung zum Bestehen. "Alle haben die gleichen Chancen", betonte Rieder.

Viele Forderungen nach mehr Studienplätzen

Angesichts des drohenden Mangels an Hausärztinnen und Hausärzten, vor allem in ländlichen Gebieten, nehme die Med-Uni ihre Verantwortung wahr, versicherte Wolfgang Prodinger, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Med-Uni Innsbruck, im Pressegespräch am Freitag. So werde ab dem Wintersemester 2022/23 ein Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin angeboten, um "Studierenden der Humanmedizin schon frühzeitig und begleitend über die Studiendauer die Möglichkeit zum praktischen Kennenlernen von Grundsätzen, Abläufen und Arbeitsfeldern im Bereich der Primärversorgung zu bieten".

Traditionell unzufrieden mit der Diskrepanz zwischen verfügbaren Studienplätzen und Interessierten ist die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH). Dadurch würden viele motivierte junge Menschen von ihrer bevorzugten Studienwahl abgehalten werden. "Wir stellen uns klar gegen jegliche Zugangsbeschränkung", so die Vorsitzende Keya Baier in einer Aussendung. Gefordert sei das Bildungsministerium, um der "sozialen Selektion aktiv entgegenzusteuern".

Die SPÖ forderte eine Verdoppelung der Studienplätze. "Ganz Österreich spürt längst die ersten Auswirkungen des drohenden Ärztemangels. Dabei zeigt sich Jahr für Jahr: Es gibt genug junge Menschen, deren Traum es wäre, Leben zu retten. Wir sollten ihnen die Chance, ihren Traum zu erfüllen, auch geben", meinte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher in einer Stellungnahme gegenüber der APA. (APA, red, 8.7.2022)