Kostümwechsel: Schattenberg tauscht die Klettverschlüsse gegen rosa Kitsch.
Foto: Franzi Kreis

Beats, die wie Wassertropfen klingen, oder Regentropfen, die im Beat verschwimmen: Der Wiener Sommerregen unterstützt die Elektro-Ouvertüre von Lena Schattenbergs The Many Piece gut. Nach der Uraufführung des Solo-Stücks im Wiener Tanzquartier ist die Performance nun an wechselnden Orten beim Wiener Kultursommer zu sehen. Dem Titel gemäß arbeitet Schattenberg mit unterschiedlichsten tänzerischen und musikalischen Bruchstücken. Mal zu Techno-Musik, mal zu Arien wie Porgi amor und Nessun dorma knüpft sie Scores der Choreografen Frédéric Gies, Philipp Gehmacher und Samuel Feldhandler tänzerisch zu einem Ganzen zusammen.

Lena Schattenberg bewegt sich kreisförmig durch ihr Programm und testet mit ihren Linien ins Ungewisse die Grenzen der Bühne aus. Dabei trägt die Künstlerin die ganze Zeit ein Mikro, schafft damit Intimität. Wir hören ihren Atem, hören die Reibung unterschiedlicher Materialien, wenn Schattenberg sich im Klettverschlusskostüm in Stoffen wälzt. Die klebengebliebenen Stoffe wirken gleichzeitig als Analogie ihres Aneignungsprozesses – geliehenes Material, zu einem eigenen Stück verwoben.

Von den Klettverschlüssen zum rosa Kitsch

Nachdem die Klettverschlüsse einem Kostüm, das an eine kitschige Decke aus Omas Wohnzimmer erinnert, weichen mussten, springt Schattenberg zu den nächsten Bruchstücken über. Zum Schluss nur noch von ihrer eigenen Stimme und ihrem Atem getragen, bleibt sie schließlich mit dem Mantra "Shame is the shadow of love" aus PJ Harveys Song Shame auf der Bühne liegen. The Many Piece ist im Rahmen des kostenlosen Wiener-Kultursommer-Programms noch am 16. und 17. 7. zu sehen. Schattenberg tanzt am 7. 8. außerdem in Samuel Feldhandlers Eins nach dem Andern (Etüde). (Laura Kisser, 14.7.2022)