Wer die dieser Tage die aktuellen Meldungen durchstöbert, stößt auf eine Fülle unangenehmer Nachrichten: Wir werden ärmer werden – und dass wir nicht genau wissen, wie stark es uns persönlich treffen wird, macht die Sache nicht besser. Uns geht das Gas aus – und wir haben kaum eine Vorstellung davon, wie kalt es wohl in diesem Winter in unseren Wohnungen, Büros und Schulen wird. Umgekehrt: Für die kommenden Tage ist eine große Hitze angekündigt – wir sehen uns mit dem Klimawandel und seinen Folgen konfrontiert.

Wir sehen uns mit dem Klimawandel und seinen Folgen konfrontiert und wissen, dass wir persönlich wenig unternehmen können.
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Und man weiß, dass man gegen all das herzlich wenig persönlich unternehmen kann: Wer hie und da klimagerecht konsumiert und auf die eine oder andere Autofahrt verzichtet, stoppt damit nicht sofort die Erderwärmung. Gegen Gasmangel kann man keine persönlichen Vorräte anlegen, gegen Geldentwertung hilft kein Sparbuch, und gegen den Krieg in der Ukraine und dessen Folgen gibt es ebenso wenig Abhilfe wie gegen Corona-Mutationen.

Das alles kann sich gehörig aufs Wohlbefinden schlagen – muss es aber nicht.

Ja, es kommen jetzt einige heiße Tage, die für viele Leute schlimm, wenn nicht lebensbedrohend werden. Aber für die Mehrheit ist es einfach nur ein heißer Sommer – über den man sich vor 30 oder 50 Jahren einfach gefreut hätte. Der Winter danach mag schwierig werden. Für die Psychohygiene ist jetzt aber vorrangig, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, die sich bieten. Eben auch an heißen Sommertagen, wie wir sie aus der Kindheit kennen. (Conrad Seidl, 16.7.2022)