Langenlois wird zu Pariser Sündenbabel: "Opernball"

Foto: Barbara Palffy

Langenlois – Der Wettergott meint es in diesem Sommer gut mit Langenlois. Nachdem sich vergangenes Jahr strömender Regen über die "Fledermaus" ergossen hatte, herrscht beim diesjährigen "Opernball" auf Schloss Haindorf Prachtwetter. Gespielt wird aber keine Persiflage der Wiener Schickimicki-Veranstaltung, sondern das Pariser Original aus der Feder Richard Heubergers.

Dafür hat Regisseur Peter Lund die Dialoge entstaubt und dem Libretto eine ordentliche Portion Wiener Schmäh angedeihen lassen. Für das Spiel vor dem überdimensionalen Sofa in stilechten Kostümen der Roaring Sixties (Daria Kornysheva) hat Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz wieder ein formidables Ensemble um sich geschart – vom selbsternannten Ehepaar der Pariser Haute-Volée George (Boris Eder als Routinier der Eskapaden mit blondem Pepi) und Marguérite (mit Haartolle kaum wiederzukennen: Cornelia Horak) Dumenil bis zu Theophil Beaubuisson (urkomisch: Horst Lamnek als Schwerenöter) samt gestrenger Gattin Palmyra dargestellt von Elke Hartmann, die im 2. Akt als leicht bekleidete Madame Feodora die Herren in den Séparée beglückt.

Samt Klobürste

Schließlich landen auch Angèle (Julia Koci) und ihr Provinzcasanova Paul (Erwin Belakowitsch) auf "der lasterhaftesten aller Pariser Veranstaltungen".

Was das Pariser Sündenbabel sonst noch zu bieten hat? Schöne Musik (walzerselig: das Wiener Kammerorchester) sowie ein gewieftes Kammermädchen Hortense (ein Pläsier: Theresa Dax), das den unerfahrenen Marinekadetten Henri (Eike Onyambu) verführt. Und Wagner-Trenwitz? Der wurde in Paris irrtümlicherweise als Häuslwart "Christophe" engagiert und betreut samt Klobürste die Separees. Schénial! (Miriam Damev,22.7.2022)