Bisher ließ der griechisch-russische Stardirigent nur die Musik sprechen.

Foto: APA / BARBARA GINDL

Salzburg – Bisherigen Interviewanfragen wich der umstrittene Stardirigent Teodor Currentzis in den vergangenen Monaten partout aus und ließ lieber die Musik sprechen. Bereits vergangene Woche interpretierte er die "Ouverture spirituelle" von Schostakowitschs 13. Symphonie bei den Salzburger Festspielen – ohne Protest, mit Standing Ovations. Am Dienstag wird Currentzis mit "Herzog Blaubarts Burg" und "De temporum fine comoedia" die erste Opernpremiere der diesjährigen Festwochen dirigieren und diese somit offiziell eröffnen.

Offene Fragen, wenige Antworten

Dabei hätten Medien zu gern drängende Fragen an den griechisch-russischen Musiker gerichtet, der im Zentrum der aktuellen Diskussion über russische Künstler und Künstlerinnen auf westlichen Bühnen steht: In welcher Beziehung steht er zum russischen Präsidenten Wladimir Putin? Verurteilt er dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine? Welche Konsequenzen zieht er für sein von der russischen VTB-Bank gesponsertes Orchester MusicAeterna?

Kurz vor der Premiere am Dienstag äußerte sich der Dirigent nun doch in heimischen Medien. Bei Ioan Holender gab er nun Servus TV im Rahmen des alljährlichen "Salzburger Festspieltalk" ein Interview, das erst am 4. August zu sehen sein wird. Die APA zitiert schon vorab daraus. Currentzis sprach demnach über die Freiheit der Meinung und sagte: "Demokratie: Dieses Wort bedeutet mir viel."

Und weiter: "Es bedeutet, dass jeder Mensch über sich selbst entscheiden kann. Und ich habe diese Entscheidung zu akzeptieren und zu respektieren. Nur wenn wir so denken, kommen wir voran und können die Zukunft verbessern. Wenn wir die Ideen des anderen nicht akzeptieren, tappen wir in eine Falle und landen in einem anderen System. Und wir kennen dieses System sehr gut aus der Vergangenheit." Sich in der Kommunikation mit anderen Menschen frei zu fühlen sei für ihn ein "Menschenrecht".

Regisseur Castellucci: "Das ist kein Scherz"

Regisseur Romeo Castellucci sagte in einem PR-Interview der Festspiele, dass Currentzis Putin nicht öffentlich verurteile, weil der Dirigent an die Zukunft seiner Musiker von MusicAeterna sowie deren Familien denke. "In Russland riskieren Sie für bestimmte Dinge Ihr Leben. Das ist kein Scherz. Viele russische Künstler*innen sind Geiseln Putins, gelähmt von dem Dilemma, ob sie ihr Land für immer verlassen oder Putin verurteilen sollen. Andere aufzufordern, sich quasi selbst zu verbrennen, während man es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat, ist einfach nur schamlos." (red, 26.7.2022)