Huch, warum hat die Zwiebel keinen Kern? Constanze Rückert (links) und Josefstadt-Schauspieler Ljubiša Lupo Grujčić als Peer Gynt.

Foto: Reinhard Winkler

Die Textilfabrik Simonetta im Oberen Mühlviertel beschäftigte in ihrer Blütezeit zur Mitte des 19. Jahrhunderts 1200 Angestellte und weitere 2000 Heimarbeiterinnen dazu. Das stillgelegte Fabriksgebäude erinnert heute noch an die einstige Bedeutung des Textilgewerbes vor Ort. In der alten Ziegelhalle wird zwar schon lange nicht mehr gefärbt, dafür aber Theater gespielt. 2007 hat das Ehepaar William und Jean Mason eine Bühne begründet, die seither allsommerlich bespielt wird. Am Mittwoch feiert hier Henrik Ibsens "Peer Gynt" Premiere.

Das dramatische Gedicht von 1867 erzählt vom gleichnamigen norwegischen Bauernsohn, der sich auf seiner Lebensreise mit Lügengeschichten um die Realität herumschwindelt. Die Titelrolle spielt Josefstadt-Schauspieler Ljubiša Lupo Grujčić. Mit dabei in der personalintensiven Inszenierung von Andreas Baumgartner sind aber auch Schauspieler aus dem seit 120 Jahren bestehenden Helfenberger Laientheater. Die Kulturfabrik Helfenberg, so der Name der Spielstätte, fasst knapp 300 Besucherinnen und Besucher.

Auf Risiko spielen

Gespielt wird alljährlich auf Risiko, sprich das Unternehmen lebt neben geringen öffentlichen Förderungen in erster Linie vom Kartenverkauf. Bis vor der Pandemie stand einem Bilanzplus jeweils nichts im Weg, so Obfrau Gabriele Revertera im STANDARD-Gespräch. Das Publikum ist treu, solange es nicht – wie im Vorjahr, als einmalig open air gespielt wurde – in der Böhmerwald-Abendkühle ausharren muss. John F. Kutil und Brigitta Waschnig teilen sich die künstlerische Leitung und achten in ihrer Spielplanprogrammierung vor allem auf Vielfalt. Im Vorjahr erhielt das Theater Helfenberg für die Produktion Shakespeare in Love sogar den prestigeträchtigen Bühnenkunstpreis des Landes Oberösterreich verliehen. (Margarete Affenzeller, 27.7.2022)