Seit Anfang August ist die Corona-Quarantäne nach zweieinhalb Jahren Geschichte, vorerst zumindest. Doch Fachleute sowie Beobachterinnen, die diesem Schritt durchaus etwas abgewinnen können, greifen sich an den Kopf – erfolgt er doch ohne gleichzeitige wahrnehmbare Vorkehrungen für den Herbst und Winter.

Vor allem eines fehlt: Wo bleibt die großangelegte Impfkampagne, um das Land auf die zu erwartenden neuerlichen Infektionswellen vorzubereiten?

Mittel der Wahl

Tatsächlich wäre eine solche Offensive, um in Österreich möglichst viele Menschen doch noch zu einer Grundimmunisierung und andere zu einer Auffrischung zu bewegen, das Mittel der Wahl, um die epidemische Lage in den kommenden kalten Monaten einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Die derzeit benutzten, gegen das Ursprungsvirus entwickelten Vakzine bewahren die allermeisten Menschen weiter vor einer schweren Erkrankung, vor Spitalseinweisung und Tod durch Covid-19.

Wo bleibt die großangelegte Impfkampagne?
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Ihr breiter Einsatz würde das Gesundheitswesen, das nach den Jahren der Pandemie vielerorts aus dem letzten Loch pfeift, stark entlasten.

Und vielleicht kommt es, was die Impfstoffwirksamkeit angeht, ja sogar besser. Vielleicht entwickelt das Virus nach Omikron vorerst keine weitere Variante – und die europäische und die österreichische Arzneizulassungsbehörde ringen sich noch vor der kalten Jahreszeit zu einem Okay für die bereits existierenden, an Omikron angepassten Vakzine durch.

Dann wäre das Schutzpotenzial individuell wie gesellschaftlich noch größer. Wer sich dann impfen lässt, wäre zumindest eine gewisse Zeit vor weiteren Infektionen geschützt. Und in der Arbeitswelt würden sich die befürchteten Ausfälle erkrankten Personals in Grenzen halten.

Angst vor den Impfgegnern

Warum also nehmen Regierung und Behörden diese offensichtlichen Vorteile nicht zum Anlass, um sich jetzt, wo es noch warm ist und die Schulen als erwiesene Orte vermehrter Virusweitergabe geschlossen sind, massiv für die Impfung einzusetzen? Geld sollte kein Problem sein, denn der Nutzen würde die Kosten bei weitem übersteigen.

Möglicherweise hat das Nichtagieren schlicht mit Ideenmangel zu tun – aber vielleicht auch mit Furcht der politisch Verantwortlichen vor einer weiteren Mobilisierung von Impfgegnern. Das jedoch ist fatal: Ohne konsequentes Schließen der Impflücken gehen wir das Risiko ein, dass der kommende Winter in Sachen Corona grimmig wird. (Irene Brickner, 4.8.2022)