Beth Mead glänzte bei der EM als Vorbereiterin und Vollstreckerin.

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James Cook wird seinen Platz oberhalb des Hafens von Whitby behalten. Aber aktuell ist der Entdecker, dessen bronzenes Abbild Richtung Nordsee blickt, nicht mehr der größte Stolz der Grafschaft North Yorkshire. Seit Sonntag hat auch Bethany Jane Mead beste Aussichten, auf die eine oder andere Art in ihrem Geburtsort verewigt zu werden.

Zwar hat die Fußballerin von Arsenal im Finale der Heim-EM nicht ins Tor getroffen. Doch die 27-Jährige wurde nach dem 2:1 über Deutschland im Wembley-Stadion als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet und erhielt darüber hinaus die Trophäe für die beste Torschützin der EM. Auch die wegen einer Blessur im Finale fehlende Alexandra Popp hatte auf dem Weg ins Endspiel sechsmal getroffen, doch Mead hat im Gegensatz zur deutschen Kapitänin auch Treffer vorbereitet.

Direktes Duell geplatzt

Den Ausfall des direkten Duells um die Krone bedauerte sie. Popp, die ihr vier Lebensjahre und 74 Länderspiele (119:45) voraushat, sei schließlich wegen ihres unbändigen Willens eine Inspiration in einer schwierigen Karrierephase gewesen. Mead galt lange als Spielerin, die sich mit Erfolgen zufriedengibt, die ihrem Ausnahmetalent nicht angemessen sind. Trotz des Meistertitels mit Arsenal 2019, zu dem sie sieben Tore und zwölf Assists beisteuerte, galt Mead als Wackelkandidatin für die WM in Frankreich. Teamchef Phil Neville konnte sie noch überzeugen, Nevilles Nachfolgerin, die Norwegerin Hege Riise, berief Mead aber nicht ins Olympiateam für 2021.

Die nur 1,63 Meter hohe, blitzschnelle Stürmerin, die lange als zu schmächtig galt, um im Profifußball zu reüssieren, steckte diesen Tiefschlag nur mit Mühe weg. Kraft, sagt Mead, habe ihr der Zuspruch ehemaliger Teamlegenden wie Casey Stoney und Kelly Smith gegeben, die sie am Rande des an Italien verlorenen EM-Finales der Männer vor einem Jahr in Wembley traf.

28 Länderspieltore

Mead, die mit der niederländischen Internationalen Danielle van de Donk liiert war, ließ hinfort keinen Zweifel mehr an ihrer Klasse. Bei Teamtrainerin Sarina Wiegman zählte sie stets zum Stamm, 20 ihrer bisher 28 Länderspieltore erzielte sie in diesem Jahr.

Wenn sich für die Absolventin der Uni Middlesbrough (Sportmanagement) keine Statue in Whitby ausgeht, dann vielleicht in ihrem nahe gelegenen Heimatdorf Hinderwell, wo sie einst an der Schank im Pub aushalf. Sicher ist Europameisterin Mead königlicher Dank – Dame Beth klänge gut. (Sigi Lützow, 1.8.2022)