Am Bürokomplex "Grand Central" in Wien-Floridsdorf wird seit kurzem gebaut.

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Das "Francis" am Franz-Josefs-Bahnhof im 9. Bezirk ist das derzeit größte in Bau befindliche Büroprojekt in Wien.

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Mitte Juni fand der Spatenstich für das Büroprojekt "Grand Central" in Wien-Floridsdorf statt. Die Entwickler ORCA Development und Haring Group bauen hier auf einer Liegenschaft unmittelbar neben dem U- und S-Bahnhof, auf der sich zuvor ein Parkplatz befand, ein Büroobjekt mit rund 12.200 m² an Gesamtfläche. Mit der Vermarktung der Flächen wurden EHL, CBRE und ÖRAG betraut.

Viele Generalsanierungen

Der Holz-Hybrid-Bau mit sieben Etagen soll Anfang 2024 fertiggestellt werden und ist einer von eher wenigen aktuellen Neubauprojekten am Wiener Büromarkt, auf dem Generalsanierungen derzeit stark in Mode sind. Ein Rekordwert von 82 Prozent der insgesamt rund 126.000 Quadratmeter an neuen Flächen, die man bei EHL Immobilien für heuer erwartet, wird in Generalsanierungsprojekten entstehen. Und 90 Prozent der heuer auf den Markt kommenden Flächen seien bereits vermietet, "deshalb können auch heuer wieder einige größere Gesuche kurzfristig nicht bedient werden", heißt es in einer aktuellen Analyse von EHL. In der Pipeline für die nächsten beiden Jahre befinden sich dann aber neben Grand Central auch größere Projekte wie Francis (40.000 m²), Vio Plaza (22.600 m²) und Urban Garden (Myhive am Wienerberg) mit ca. 15.500 m².

Die Vermietungsleistung dürfte heuer laut Schätzungen von Wiener Maklerhäusern jedenfalls bei über 130.000 Quadratmetern zu liegen kommen. Diese Zahl schätzt man bei Otto Immobilien, sie bezieht sich aber nur auf die modernen Flächen gemäß den Standards des Vienna Research Forum (VRF; ihm gehören die größten Wiener Maklerhäuser an). Im Vorjahr wurden 136.000 Quadratmeter an solchen modernen Flächen vermittelt.

Vorjahresniveau bei Vermietungsleistung erwartet

Bei EHL Immobilien inkludiert man in die Schätzung auch die nicht mehr ganz so modernen Flächen und rechnet mit einer gesamten Vermietungsleistung von rund 170.000 Quadratmeter, auch das wäre dann fast exakt das Vorjahresniveau. Im ersten Halbjahr 2022 wurden laut VRF 64.000 Quadratmeter an modernen Flächen vermittelt.

Bei Otto Immobilien sieht man den Wiener Büromarkt auf einem "Erholungskurs" nach Corona, doch nun würden weltpolitische und weltwirtschaftliche Umstände so manchen geplanten Umzug ausbremsen. Dazu kämen steigendes Kostenbewusstsein und das Risiko einer bevorstehenden Rezession.

"Vorsichtige" Investoren

Die makroökonomischen Umstände dürften wohl auch den Investmentmarkt negativ beeinflussen. Ging man bei CBRE bisher von einem Gesamtjahresvolumen von rund 4,5 Milliarden Euro für 2022 aus, so hat man diese Prognose nun auf nur noch 3,5 Milliarden Euro revidiert. Im ersten Halbjahr 2022 flossen demnach rund 1,8 Milliarden Euro in institutionelle Gewerbeimmobilien.

"Viele Investoren agieren heute vorsichtiger und selektiver", heißt es in der aktuellen Analyse. "Ihre Prüfprozesse – auch die der Banken – nehmen mehr Zeit in Anspruch, um etwaige Risiken besser ein- und abschätzen zu können." Hinzu komme, dass die Kaufpreisvorstellungen der Käufer und Verkäufer zunehmend auseinanderdriften würden. "In den kommenden Monaten wird also ein Repricing stattfinden." (mapu, 4.8.2022)