Die im Oktober anstehende Bundespräsidentschaftswahl und jene, die 1980 – vor über vier Jahrzehnten – stattfand, werden wohl eines gemein haben: Damals wie heuer ist der Stimmzettel einer mit ausschließlich Männern darauf. Freilich: Seit die Grünen 1986 Freda Meissner-Blau als Kandidatin ins Rennen geschickt haben, zog bekanntlich keine Bundespräsidentin in die Hofburg ein. Das heißt jedoch nicht, dass die Kandidatinnen nicht erfolgreich waren.

2028 gibt es wieder die Chance auf eine Bundespräsidentin. Zeit wird’s.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Der Umstand, dass eine weibliche Kandidatur vor vierzig Jahren noch für Aufmerksamkeit sorgte und es heute das Fehlen von Frauen auf der Wahlliste tut, ist bereits ein Erfolg. Dass Mädchen Politikerinnen jeder Couleur an die Staatsspitze drängen sehen, ebenso. Zuletzt zeigte das Abschneiden von Irmgard Griss, die im ersten Wahlgang 2016 vor den Kandidaten von SPÖ und ÖVP landete, dass alles möglich ist.

Umso trauriger ist, dass Österreich in dieser Hinsicht wieder in die 1980er zurückgefallen ist; ein Rückschritt, dass es keine aussichtsreiche unabhängige Bewerberin gibt und es keine Partei geschafft hat, eine Kandidatin aufzustellen. Gerade die Sozialdemokratie, die sich Frauenpolitik und Feminismus wie kaum eine andere Fraktion auf die Fahnen heftet, hat noch nie eine Kandidatin nominiert. Die Roten sollten sich endlich an ihren eigenen Werten orientieren und nicht nur an taktischen Überlegungen. 2028 gibt es wieder die Chance auf eine Bundespräsidentin. Zeit wird’s. (Oona Kroisleitner, 9.8.2022)