Beinahe täglich gibt es Meldungen über Hobbyalpinistinnen, Wanderer oder Kletterinnen, die aus prekären Situationen geborgen werden müssen – sei es am Mont Blanc oder im Pinzgau. Aber wo auf der Welt ist es besonders gefährlich? Das hat sich das Buchungsportal Holidu angesehen und eine Liste der gefährlichsten Naturwunder der Welt zusammengestellt. Sie enthält einige der üblichen Verdächtigen, aber auch einige Überraschungen, etwa die Kaaterskill Falls in den Catskills (New York). Der Wasserfall ist weder der breiteste noch der längste, aber er ist so schön, dass manche Besucher beim Fotografieren unvorsichtig geworden sind – mit tödlichem Ausgang.

Das Unternehmen analysierte die durchschnittliche Zahl der Todesfälle pro Jahr im Vergleich zu den jährlichen Besuchern und gemeldeten Unfällen oder Verletzungen in einem Jahr.

1. Mont Blanc, Frankreich und Italien

Foto: AFP/OLIVIER CHASSIGNOLE

Mit 4.807,81 Metern über dem Meeresspiegel ist der höchste Berg der Alpen auch der gefährlichste. Dieser Gipfel zwischen Frankreich und Italien ist ein beliebtes Ziel für Skifahrer und Bergsteiger. Jedes Jahr sterben dort durchschnittlich 100 Menschen. Es ist kein leichtes Unterfangen, den Gipfel dieses "weißen Berges" zu erreichen, der das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt ist. Überfüllung, riskante Routen und Lawinen sind die Hauptgründe, warum der Berg so tödlich ist, insbesondere für unerfahrene Bergsteiger.

In letzter Zeit häuften sich die Vorfälle, sodass der Bürgermeister der Gemeinde Saint-Gervais auf der französischen Seite des Mont Blanc die Einführung einer Kaution in Höhe von 15.000 Euro für Bergsteiger beschlossen hat, die die Bergspitze erklimmen wollen. Bürgermeister Jean-Marc Pelleix beklagte, dass dutzende "Pseudobergsteiger" die Empfehlung ignorieren würden, den Mont Blanc wegen der großen dürrebedingten Felsstürze nicht über die französische Normalroute zu besteigen. Die Kaution von 15.000 Euro, die Bergsteiger hinterlegen müssen, entspreche den durchschnittlichen Kosten für die Bergung und die Beerdigung eines Opfers. Der Bürgermeister berichtete, dass am 30. Juli vier rumänische Touristen sich in kurzen Hosen auf den Weg zum Gipfel gemacht hätten. Rettungseinheiten an Bord eines Hubschrauber hätten sie dann zur Rückkehr aufgefordert.

2. Ben Nevis, Schottland

Foto: AP/Andrew Milligan

Der schottische Ben Nevis steht auf dieser Liste an zweiter Stelle, weil es sich um einen weiteren tückischen Aufstieg zum Gipfel auf 1.345 Meter handelt. Der Studie von Holidu zufolge wird der Gipfel im Vergleich zum Mont Blanc von deutlich weniger Besuchern angestrebt, sodass es dort im Durchschnitt drei Todesfälle pro Jahr und 20 nennenswerte Unfälle gibt. Im März dieses Jahres stürzte ein Mann rund 300 Meter vom höchsten Berg Großbritanniens in die Tiefe, während 23 andere in einer langwierigen Rettungsoperation geborgen werden mussten.

3. Fuji, Japan

Foto: AP/Kiichiro Sato

Der höchste Berg Japans (3.776,24 Meter) ist ein aktiver Vulkan und gilt als heilig. Die offizielle Klettersaison ist von Anfang Juli bis Mitte September, wenn der Berg meist schneefrei ist. Es wird empfohlen, dass nur sehr erfahrene Bergsteiger diese Herausforderung in der Nebensaison annehmen. Nach Angaben der US-Botschaft in Japan wagen sich jedes Jahr etwa 300.000 Bergsteiger auf den Berg. Die Studie ergab, dass die durchschnittliche Zahl der Todesfälle auf dem Fuji bei sieben pro Jahr liegt, die Zahl der gemeldeten Unfälle bei elf. Ein Unfall im Jahr 2019 machte weltweit Schlagzeilen, als sich ein Mann per Livestream beim Sturz vom Gipfel zeigte. Er starb an seinen Verletzungen.

4. Mount Everest, Nepal und China

Foto: AP/Tashi Sherpa

Überraschenderweise belegt der höchste Berg der Welt den vierten Platz auf dieser Liste. Der Mount Everest in der Himalaya-Region erreicht eine Höhe von 8.848 Metern. Der Aufstieg ist brutal und teuer. Rund 800 Abenteurer und Bergsteigerinnen versuchen jedes Jahr, diesen tödlichen Berg zu bezwingen. Folgt man den Angaben von Holidu, verlieren im Durchschnitt acht ihr Leben.

Es gibt eine heftige Debatte über den Overtourism auf dem Everest, bei der es vor allem um die mangelnde Erfahrung der Bergsteiger geht, die den Berg als Touristenattraktion betrachten. Man geht davon aus, dass bisher mehr als 200 Leichen auf dem Berg zurückgeblieben sind, weil sie nicht geborgen werden können.

5. Kilimandscharo, Tansania

Foto: imago/Photocase/Robbiy

Der Kilimandscharo, der zum gleichnamigen Nationalpark gehört, ist mit 5.865 Metern der höchste Punkt Afrikas. Zudem zählt er zu den höchsten Vulkanen der Welt. Die schneebedeckten Gipfel locken Reisende an seine Hänge, um dort zu klettern, Rad zu fahren oder Gleitschirm zu fliegen. Laut Holidu ist er jedoch das fünftgefährlichste Naturwunder mit durchschnittlich zehn Todesfällen pro Jahr.

6. Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA

Foto: REUTERS/Tracy Barbutes

Im kalifornischen Yosemite kann man die freie Natur beim Wandern, Radfahren, Angeln, Skifahren und Campen erleben. Wohin man auch blickt, überall gibt es Naturwunder zu sehen: Wasserfälle, Steinformationen, Täler und Klippen. Er steht auf dieser Liste, weil es dort mehr Unfälle gibt als bei jeder anderen Attraktion in diesem Ranking. Im Jahr 2019 wurde über 41 Unfälle in den Nachrichten berichtet, von denen viele mit dem Klettern zusammenhingen. Zuletzt war er in den Schlagzeilen, weil in der Nähe des Nationalparks Waldbrände tobten.

7. Tafelberg, Südafrika

Foto: imago/imagebroker

Eine der berühmtesten (und meistfotografierten) Touristenattraktionen Südafrikas ist der abgeflachte Tafelberg – daher der Name –, der sich über drei Kilometer erstreckt und Kapstadt überblickt. Es gibt Wanderwege und eine Seilbahn. Laut der South Africa Mountain Accidents Database gab es dort seit 1980 161 Todesfälle. Die Studie wiederum besagt, dass die durchschnittliche Zahl der Todesfälle pro Jahr bei 15 liegt.

8. Matterhorn, Schweiz

Foto: imago images/robertharding

Das schroffe, stattliche, 4.478 Meter hohe Matterhorn ist der Stolz der Schweiz. Dieser Berg ist ein Favorit unter Wanderern. Doch der Aufstieg zum Gipfel ist nicht ohne – durchschnittlich ein Dutzend Todesfälle gibt es hier pro Jahr. Schon die erste erfolgreiche Besteigung im Jahr 1865 führte zu einer großen Kontroverse, als vier von sieben Bergsteigern beim Abstieg in den Tod stürzten.

9. Grand Canyon, Arizona, USA

Foto: IMAGO/YAY Images/kamchatka

Die atemberaubende Landschaft des Grand Canyon zieht jedes Jahr Millionen Bewunderer an. Der Colorado River hat diese Welt aus Orange- und Rottönen geformt, die man beim Wandern, Rafting oder per Hubschrauberrundflug erleben kann. Abenteurer sollten sich jedoch vor Augen halten, dass der Grand Canyon mit durchschnittlich zwölf Todesfällen pro Jahr und 21 gemeldeten Unfällen zu den tödlichsten Naturwundern der Welt gehört.

Erst im Juni kam ein Wanderer ums Leben. In der Erklärung erinnerte der US-amerikanische National Park Service Wanderer daran, viel zu trinken, sich im Schatten auszuruhen und auf Anzeichen von Erschöpfung bei ihren Begleiterinnen und Begleitern zu achten.

10. Die Cliffs of Moher, Irland

Foto: Getty Images/iStockphoto/honster

Reisende sind von den grandiosen Ausblicken an den Cliffs of Moher in Irland beeindruckt, aber die atemberaubende Schönheit hat sich für viele als tödlich erwiesen. Denn laut der Studie von Holidu ist dies die gefährlichste Felsformation der Welt mit durchschnittlich neun Todesfällen pro Jahr. Im Jahr 2019 stürzte ein indischer Student von den Klippen in den Tod, als er in der Nähe der Kante Selfies machte. Die Tourismus-Website rät dazu, sichere befestigte Wege zu benutzen, also seien Sie vorsichtig, wenn Sie sie besuchen. (red, 10.8.2022)

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