Baustelle am Grünberg in der Nähe von Gmunden. Hier soll ein neues Reitgestüt mit Privatresidenz entstehen.

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Das Areal der Wallersee Ostbucht soll erneuert werden, dort wo jetzt ein Wald ist, soll ein Hotel gebaut werden.

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In Gmunden entstehen zahlreiche neue Wohnungen, auch direkt am See.

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ORF-Reporterin Nora Zoglauer war im Salzkammergut unterwegs. Für den "Schauplatz" berichtet sie über umstrittene Immobilienprojekte und darüber, wie sich Anrainerinnen und Bewohner dagegen wehren. "Der verbaute See", Donnerstag, 21.05 Uhr in ORF 2.

Der Frust ist bei vielen groß in Gmunden, an vielen Ecken fahren Baufahrzeuge auf. Allein 2020 wurden hier in der Stadt am Traunsee rund 1000 neue Wohnungen gebaut, obwohl die Bevölkerung Gmundens seit den 19050er-Jahren nicht gewachsen ist, rechnet Nora Zoglauer vor.

Für ihre neue ORF-Schauplatz-Reportage Verbaute Seen – Donnerstag, 21.05 Uhr in ORF 2 – war sie am Traunsee, Attersee, Wolfgangsee und am Wallersee unterwegs und hat mit Anrainerinnen und Bürgern gesprochen, die sich gegen diesen "Run aufs Betongold" wehren. In Gmunden sorgen gleich mehrere geplante Projekte für Wirbel. Oft handelt es sich dabei um Geldanlagen in Form von Zweitwohnsitzen.

In der Nähe der Stadt wird gerade ein grüner Hügel abgetragen, hier soll ein Pferdehof entstehen, samt privaten Luxuswohnungen. Wie konnte hier eine Baubewilligung erteilt werden? Zoglauer fragt im Rathaus bei Bürgermeister Stefan Krapf nach. Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien erfüllt, Naturschutz, Raumordnung, die Zustimmung sei da. "Wir stellen Baubescheide nicht nach Willkür aus", sagt er. Auch das Hotelprojekt Toscanapark und die geplante Rodung einer Waldfläche von knapp 6000 Quadratmetern im Gmundner Naherholungsgebiet oder die Verlegung der Seepromenade "Esplanade" sorgen für Konflikte. Viele sehen dadurch einen Angriff auf das Stadtbild.

Etwas im Busch

Auch in Naumarkt am Wallersee soll dort, wo jetzt Wald ist, ein Hotel errichtet werden. Die Dauercamper und der Pächter einer kleinen Jausenstation befürchten, dass hier kein Stein auf dem anderen bleibt. Nur durch Zufall hätten sie von dem Projekt erfahren, "Entwicklung der Wallersee Ostbucht" nennen die Betreiber ihre Pläne. Eine große Investmentgruppe aus Wien soll hinter dem Projekt stehen. Die Bevölkerung ist misstrauisch, "man hat das Gefühl, hier ist etwas im Busch", sagen Anrainer und kritisieren mangelnde Information. Für viele ist der Campingplatz ein zweiter Lebensmittelpunkt. Ob das Hotelprojekt realisiert wird, kann nicht einmal der Bürgermeister sagen. Wegen Corona und der Ukraine-Krise wisse er nicht, was rauskomme, sagt er gegenüber Zoglauer.

Neubauten im Zentrum

Die ORF-Reporterin hat sich auch in Weyregg an Attersee umgesehen. Der kleine Ort ist eine sogenannte Vorbehaltsgemeinde. Das heißt, es dürfen keine weiteren Zweitwohnsitze genehmigt werden.

Jetzt soll mitten im historischen Zentrum ein Neubauprojekt inklusive Tiefgarage realisiert werden, dafür müsste auch ein altes Haus mitten im Ort weichen. Eine Bürgerinitiative will das verhindern. "Wie kann man auf die Idee kommen, hier ein seelenloses Gebäude zu bauen?", fragt eine Bewohnerin. Auch hier argumentiert der Bürgermeister: "Wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden, dann muss eine Baubewilligung erteilt werden." Ein anderer Neubau steht bereits, "einen architektonischen Super-GAU" nennt ihn einer aus dem Ort. Der Bürgermeister verspricht, zu prüfen, ob alle, die hier wohnen, hier auch ihren Hauptwohnsitz haben. Wie er das konkret überprüfen will, sagt er nicht.

Seit Jahren dokumentiert Nora Zoglauer in ihren Sendungen den Ausverkauf der besten Grundstücke in den Alpen oder an Seen und berichtet über umstrittene Immobilienprojekte. Und auch darüber, wie sich die Bevölkerung dagegen zur Wehr setzt.

"Bürgerinitiativen bringen auf jeden Fall etwas. Dieser Wandel muss vom Volk aus passieren. Je mehr Menschen dagegen aufstehen, desto mehr wird sich ändern, sagt sie zum STANDARD, "es muss etwas auf gesetzlicher Ebene passieren. Und das muss bald passieren. Man merkt den Klimawandel, die Natur schlägt zurück."

Vor kurzem hat die kleine Tiroler Gemeinde St. Leonhard die geplante Gletscherehe der Skigebiete Pitztal und Ötztal in einer Abstimmung abgelehnt und sich gegen dieses Projekt, das auch von Umweltschützern abgelehnt wurde, gestimmt. Zoglauer: "Hier haben die Jungen erkannt: Die Natur ist unsere Zukunft und nicht, wenn alles verbaut ist."

Glamping und Luxusresort

Derzeit sieht sie den Trend, dass sich Projektbetreiber auch kleinere und unberührte Seen vornehmen. "Irgendwann ist es dann so, dass sich die Einheimischen das Wohnen nicht mehr leisten können und die normale Bevölkerung keinen Urlaub in Österreich mehr zahlen kann, weil alles in Richtung Glamping und Luxusresorts geht. Wer soll sich denn das leisten können?" (Astrid Ebenführer, 11.8.2022)