Felix Mitterer, Erschaffer der "Piefke-Saga".

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Anno 2011 ist Felix Mitterer aus seiner langjährigen Wahlheimat Irland nach Österreich zurückgekehrt. Eine Annäherung in Etappen, die ihn erst nicht in sein Heimatbundesland Tirol führte, sondern ins niederösterreichische Weinviertel. Erst 2021 zog es den Autor und seine Frau dann nach Schwaz – in jenes heilige Land, dem Mitterer Anfang der 1990er-Jahre mit der Piefke-Saga eine bitterböse Satire auf den alpinen Leib geschrieben hatte. Nicht nur geraten darin deutsche Sommerfrischler und österreichische Eigenarten zünftig aneinander. Unter den saftigen Almwiesen der Postkartenidylle hatte der Fremdenverkehr zudem gewaltige Müllberge hinterlassen.

Kurz: Der Tourismus ist ein Feind, und im Hochleistungsbeherbergungsland Tirol wurde die in Deutschland wirksame PR zweischneidig aufgenommen. 1995 wanderte Mitterer nach Castlelions aus.

Keine friedliche Heimkehr

Die friedliche Heimkehr 27 Jahre später vereitelt ihm nun nicht Groll der Hoteliers, sondern eine Tourismusabgabe, die er – wie alle seit 1927 in Tirol tüchtig Wirtschaft und Kunst Treibenden – entbieten soll. Eine mögliche Rückerstattung zur Güte lehnt Mitterer ab. Es gehe ums Prinzip, sagte er zur Tiroler Tageszeitung. "Der Verfasser der Piefke-Saga kann keine Tourismusabgabe zahlen."

Man kennt den 1948 geborenen Autor ja als kämpferischen Aufräumer mit den Verhältnissen. Von der Mutter als 13. Kind fortgegeben, wurde er von einem befreundeten Landarbeiterpaar nahe Kitzbühel adoptiert. Die Zeit dort war keine schöne, der Versuch, trotzdem Verständnis für seine Ziehmutter aufzubringen, habe ihn, sagt Mitterer, fürs Schreiben viel gelehrt. Das zeigte er ab 1977 mit dem Stück Kein Platz für Idioten. Da springt eine Dorfgemeinschaft übel mit einem behinderten Buben um.

Gesellschaftsdiagnosen

Mitterer erlangte damit rasch Bekanntheit und verquickte in rund 40 Stücken und über 20 Drehbüchern individuelle Nöte mit Gesellschaftsdiagnosen: scheinheiliger Katholizismus, Kleinbürgerenge, Naziverbrechen. Sein erster Roman Keiner von euch über den Wiener "Hofmohren" Angelo Soliman konnte 2020 mit der Qualität von Stücken wie Stigma und Jägerstätter nicht mithalten.

Mehr Euphorie löste die Meldung aus, er schreibe unter dem Eindruck von Corona in Ischgl einen fünften Teil der Piefke-Saga. Der Text ist fertig. Laut ORF ist man mit einem Produktionspartner im Austausch, konkrete Pläne gebe es noch nicht. Die Tiroler Bleibe soll der Autor indes gekündigt haben. Stoff hätte er eh wieder genug. (Michael Wurmitzer, 18.8.2022)