Es mag für viele wie aus der Zeit gefallen wirken, aber es ist Realität: Junge Männer müssen in Österreich nach wie vor sechs Monate (mit der Waffe) oder neun Monate (in Zivil) zwangsweise für den Staat arbeiten. Im 21. Jahrhundert sollte es also selbstverständlich sein, dass diese Arbeit anständig entlohnt wird: Grundwehrdiener übernehmen etliche Aufgaben im Sicherheitsbereich und stehen im Ernstfall bereit; ohne Zivildiener würden weite Teile des Sozialwesens nicht funktionieren.

Grundwehrdiener im Gespräch mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
Foto: HBF/Gunter Pusch

Obwohl die Arbeit dieser Menschen also wesentlich für die Republik ist, ist sie uns nicht viel wert: 362 Euro Grundvergütung gibt es derzeit für Präsenzdiener. Ja, wer eine eigene Wohnung mietet, bekommt dafür genauso Zuschüsse wie jene, die familiäre Unterhaltspflichten haben. Doch das sind Maßnahmen, die nur die schlimmsten Härtefälle abfedern.

Die Vergütung von Arbeit sollte gerecht sein – gerade dann, wenn man bei Verweigerung des Jobs ins Gefängnis geht. Dass die Koalition andenkt, das Entgelt auf das Niveau der Mindestsicherung anzuheben, ist also vernünftig. Reich würde mit diesen 978 Euro niemand, aber eine Ungerechtigkeit wäre beseitigt. Obwohl sich die Koalition inhaltlich einig ist, möchte die Volkspartei diese Reform an die Zustimmung der Grünen zum gesamten Bundesheerbudget knüpfen. Das ist polittaktisch nachvollziehbar. Besser wäre es allerdings, einfach das Richtige zu tun. Ohne Bedingungen. (Sebastian Fellner, 25.8.2022)